Zu Besuch bei den Nambas in Vanuatu

Noch bis vor einigen Jahren hat allein der Name der auf der südpazifischen Insel Malekula lebenden Stämme der Nambas Angst und Schrecken ausgelöst. Denn die Nambas galten lange als praktizierende Kannibalen. Tatsächlich folgten diese Urvölker der Vanuatu-Inselgruppe nachweislich und einigermaßen ausgiebig dem Brauch des Kannibalismus bis zur Ankunft der ersten Missionare im 19. Jahrhundert.

Der letzte dokumentierte Fall ereignete sich in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Heute jedoch ist der Kannibalismus der Namba-Stämme nur noch Geschichte, wenngleich menschliche Knochenreste an den rituellen Opferstätten gruselige Zeugnisse dieser Epoche abgeben. Auch Schädel der “Menschenfresser”, die an alten Begräbnisstätten im Regenwald beigesetzt wurden, sind noch zu finden. Entgegen allen Klischees zeigen sich die Angehörigen der Nambas Fremden gegenüber allerdings als offen, hilfsbereit und sehr gastfreundlich. Grund genug, sich die faszinierende Stammeskultur etwas näher anzusehen.

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Der Name „Namba“ leitet sich von dem traditionellen Penisköcher ab, den die Männer als Kleidungsstück tragen. Entsprechend gibt es die Stämme der „Big Nambas“ und der „Small Nambas“. Während die Big Nambas vor allem im undurchdringlichen Regenwald des Nordens der Insel Malekula angesiedelt sind, leben die – vormals verfeindeten – Small Nambas im Südwesten und auf kleinen vorgelagerten Inseln wie zum Beispiel Rano.

Ein aussterbendes Volk

Jahrhunderte alte Traditionen und eine enorme Dialektvielfalt – Sprachforscher haben mehr als 30 gezählt – dominieren die reiche Kultur auf der Insel Melakula, die nicht umsonst als Mekka unter Ethnologen, Anthropologen und Linguistikern gilt. Besonders schillernd, weil blutrünstig sind die Schilderungen rund um den Stamm der Big Nambas. Das „Big“ bezieht sich auf die großen violett gefärbten Penisköcher der Männer, die aus mehreren Lagen Pandanusstreifen hergestellt werden.

Big Nambas

 

Die Frauen dieses wilden Kriegervolkes waren mit nichts anderem bekleidet als mit einem Kopfputz aus weichen Bastfasern. Der Clan war ausgezeichnet organisiert und wusste sich erfolgreich gegen zudringliche weiße Siedler zu wehren. Entweder wurden sie mit den sehr beliebten Feuerwaffen, sprich Gewehren, erschossen oder sie wurden in einen Hinterhalt gelockt und gefangen genommen. In beiden Fällen endeten die Eindringlinge auf einem speziellen Feuerplatz, wurden gegrillt und anschließend verspeist.

Doch bei all ihrem Mut konnten auch die Big Nambas auf Dauer nichts gegen Missionare, Krankheiten und Kriege ausrichten. Ihre Zahl wurde über die Jahrhunderte dramatisch reduziert. Heute leben die wenigen übrig gebliebenen Ureinwohner entlang der Küste zwischen Unmet und Tenmaru. Die Frauen bestellen die Gärten und die Männer – noch immer die Chefs im Clan – kümmern sich um die Schweine. Unglaublich eindrucksvolle Bilder zu diesem ausstrebenden Clan finden sie übrigens in dieser überwältigenden Fotoreportage.

Das Leben der Small Nambas

Im Süden der Insel, in einem Dorf der Small Nambas, scheint die Zeit ebenfalls stehen geblieben zu sein. Ihren Namen haben die Small Nambas aufgrund der kleineren Penisköcher, die lediglich aus einem Pandanusblatt bestehen.

Small Nambas

Small-Namba-Frauen tragen kurze Röcke aus Raffiah-Gras. Wie schon vor Hunderten Jahren schlafen die Männer gemeinsam in einer Hütte, Frauen und Kinder in einer anderen. Beide Geschlechter stecken sich für Zeremonien – zum Beispiel Beschneidungs-Rituale oder Schweine-Opferungen – Knochenteile durch die

Rambaramp, ausgestellt im Metropolitan Museum of Art

Nasenscheidewand. Und bis heute wird nach dem Tod eines ranghohen Clanmitglieds eine Totenpuppe hergestellt, ein sogenannter „rambaramp“. Dazu wird aus einem mannshohen Baumfarn mit Lehm eine Figur modelliert, der als Kopf der Schädel des Toten aufgesetzt wird. Zu sehen sind solche rambaramps zum Beispiel im Cultural Centre in Port Vila oder im MET.

Trotz oder gerade wegen ihrer martialischen Geschichte sind die Big und Small Nambas Zeugnis einer uralten Kultur, wie sie so weltweit fast nicht mehr anzutreffen ist. Ihre Dörfer zu besuchen und die enorme Gastfreundschaft dieser Menschen erleben zu dürfen ist ein faszinierendes Erlebnis. Informieren Sie sich gerne hier über unserer geführten Touren nach Malekula mit einem Besuch bei den Small und Big Nambas.

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1 Kommentar

  1. Hallo,
    fremde Kulturen, die Schönheit der Natur das faziniert die
    “zivilisierten” Menschen und wir sind neugierig und unersättlich auf Neues. Was aber wird aus der Natur und den indigenen Völkern wenn Reisegruppen ihr Land besuchen?
    Es wird nicht sehr lange dauern, dass die Kultur zu einer
    Show verkommt und die Natur ruiniert wird. Es ist das Land und die Natur der dort lebenden Völker. Noch können sie sich selbst ernähren, sind nicht abhängig von anderen fremden Kulturen. Wir sollten uns zurückhalten .
    So viele Kulturen und so viel Natur hat die “Zivilisation” auf dieser Welt zerstört und auch Menschen, denen es nicht mehr erlaubt wurde so zu leben, wie sie es wollten.
    Schützt die indigenen Völker und die Natur vor der Zivilisation. Es gibt viele andere Reiseziele.

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