Auf der bevölkerungsreichsten Insel Vanuatus, Efate, die auch die Hauptstadt der Landes Port Vila beherbergt, befindet sich eine ganz besondere Sehenswürdigkeit: Vanuatus einzige UNESCO Welterbestätte.
Das ehemalige, 12 qm² große Herrschaftsgebiet des letzten vanuatischen Häuptlings Chief Roi Mata liegt an der Nordwestküste Efates (inklusive der Inseln Lelepa & Eretoka) und erlangte 2008 seinen Status als Welterbestätte. Urlauber*innen, die sich in Vanuatu aufhalten, sollten einen Abstecher zu den eindrucksvollen Kulturstätten nicht auslassen.
Die drei Hauptstätten der Chief Roi Matas Domain
Der letzte Roi-Mata-Häuptling lebte Ende des 16. Jahrhunderts. Aufgrund seiner Besonnenheit und Führungsstärke war er ein sehr beliebter Herrscher. So gelang ihm beispielsweise als erster Führer eine Einigung unter den verfeindeten Stämmen seines Gebietes zu erzielen, wodurch auf der Insel eine Periode des Friedens eingeläutet wurde. Sein Ruf eilte ihm voraus und schnell war er im ganzen Pazifikstaat auch über sein Herrschaftsgebiet hinaus bekannt. Als er (mutmaßlich an einem Giftanschlag) starb, opferten sich laut Überlieferung über 50 seiner männlichen und weiblichen Untertanen lebendig (!), um mit ihm gemeinsam in das Reich der Toten einzugehen. Chief Roi Mata ist bis heute eine wichtige Identifikationsfigur für den Inselstaat Vanuatu und große Teile des vanuatuischen Gesellschaftssystems werden ihn zurückgeführt.
Auf einer Tour durch das UNESCO-Welterbe erfährt man dies und noch viele weitere Details zum Stammesleben, der Geschichte und Kultur in Vanuatu. Diese drei Hauptstätten werden besucht:
Mangaas – Wohnsitz des Häuptlings
Die ehemalige Siedlung war der Hauptsitz der Roi Mata-Häuptlinge, mit dem Tod des letzten Chiefs wurde das Gebiet endgültig verlassen, heute gilt es als tapu (heilig, unberührbar, verboten) für die Vanuater*innen, mit geführten Touren ist das Betreten allerdings erlaubt. Auf dem Ausgrabungsgebiet kann man das ehemalige Wohnhaus Roi Matas besuchen, ebenso wie den öffentlichen Tanzplatz und einige heilige Steine. Am Strand, am geheiligten Anlegeplatz für des Häuptlings Kanu, findet für Besuchende auch eine kleine Theateraufführung mit der Geschichte des letzten Roi Matas statt.
Fels Cave auf Lelepa – Sterbeort des Häuptlings
Zum UNESCO-Erbe gehört auch die nur 160 Hektar große Insel Lelapa, die der Nordwestküste Efates direkt vorgelagert ist. Hier befindet sich Fels Cave, eine Bimsstein-Höhle, in der der Überlieferung nach, Chief Roi Mata starb. Die Höhle ist extrem eindrucksvoll, mit einem Portal von 6 Metern Höhe und einer Gesamthöhe von bis zu 35 Metern. Der gesamte Innenraum ist bis auf Kopfhöhe über und über mit tausenden von Felszeichnungen übersät, von denen einige bereits über 3000 Jahre alt sind. Piktograme, Tiere, Abstraktes und Geometrisches findet sich hier, genauso wie menschliche Darstellungen, deren Größte Roi Mata darstellt. Bereits im 19. Jahrhundert war die Fels Cave bei Tourist*innen beliebt, Graffitis von 1874 im Eingangsbereich belegen dies eindrucksvoll. Urlaubende, die an der Welterbe-Tour teilnehmen, werden von Bewohner*innen des Dorfes Natapau mit Kanus vom Mangaas-Strand nach Lelepa gefahren.
Eretoka (Artok) – Roi Matas Begräbnisinsel
Vom Wohnsitz über den Sterbeort gelangen wir schließlich zur Begräbnisinsel Eretoka, auch Artok oder wegen ihrer auffallenden Silhouette Hat Island genannt. Nach dem Tod Roi Matas wurde die gesamte Insel geräumt, um hier den Häuptling und die neben ihm lebendig begrabenen Gefolgsleute in einem Massenbegräbnis zu beerdigen. Die Begräbnisfelder liegen 50 Meter landeinwärts auf der Efate zugewandten Seite, es sind nur noch einige Grabsteine sehen. Da Artok über Jahrhunderte nicht betreten wurde, könnte sich hier eine eindrucksvolle Biodiversität ansiedeln. Besucher*innen auf einer Chief Mata Tour bekommen daher zusätzlich noch Führung durch den uralten Regenwald mit seinen endemischen Pflanzen.
Fotos: Hoehlenmalerei by Phillip Capper CC BY 2.0, Gräber Artok by Torbenbrinker CC BY-SA 3.0, Eingang Fels Cave by PhillipC CC BY 2.0; alle via Wikipedia.