Maori Tattoos – Geschichte, Symbole, Bedeutung & mehr

Wussten Sie, dass die hohe Kunst des Tätowierens ursprünglich aus Polynesien stammt? Auch das Wort Tattoo stammt aus dem polynesischen Kulturraum – es leitet sich vom tahitianischen Wort tatau ab, das übersetzt soviel wie „treffen“ oder „schlagen“ bedeutet und die Art und Weise bezeichnet, wie seit jeher Tattoos auf die Haut aufgebracht werden. So ist es kein Wunder, dass Tätowierungen überall in der Südsee seit Jahrtausenden verbreitet sind – als sichtbares Zeichen zu einer Stammeszugehörigkeit, als spirituelle Schutzsymbole, oder auch, um bestimmte Lebensabschnitte oder -Ereignisse darzustellen.

Das Volk, das am meisten für ihre kunstvollen und symbolträchtigen Tätowierungen bekannt ist, sind die Maori in Neuseeland. Seit jeher schmücken sie ihre Körper und auch ihre Gesichter mit komplizierten Mustern und Symbolen, die ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Diese Bilder auf der Haut hatten nämlich keineswegs nur dekorative Zwecke. Vielmehr stellen sie in der traditionellen polynesischen Gesellschaft vor allem eines dar: eine detaillierte und bildhafte „Beschreibung“ der Persönlichkeit ihres Trägers. Die Maori tätowierten sich, um ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Stämmen, Familien oder Orten zu zeigen, aber auch, um Macht, Stärke oder bestimmte Fähigkeiten zu symbolisieren. Darüber hinaus werden auch zentrale Lebensereignisse und soziale Riten wie Hochzeiten oder den Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter in besonderen Tätowierungen festgehalten. So ergibt sich durch die Maori Tattoos eine Art Landkarte über das Leben, die Herkunft, den sozialen Stand und die Erlebnisse der jeweiligen Person – so individuell wie ein Fingerabdruck.

Verschiedene Maori Tattoos und ihre Bedeutung

Maori Tattoos, Tā Moko genannt, sind seit jeher stark symbolisch aufgeladen und dienten vor allem rituellen Zwecken. Dabei war ihre Bedeutung streng hierarchisch geregelt: Bestimmte Tätowierungen waren zum Beispiel nur den Nachkommen von Göttern, Priestern oder Häuptlingen vorbehalten, andere Bilder durften wiederum nur Krieger, Tänzer oder Ruderer auf der Haut tragen. So wurden die einzelnen Motive von Generation zu Generation gewissermaßen vererbt und zeugten von Herkunft, Rang und der Bedeutung der eigenen Vorfahren. Dabei spielt das tätowierte Körperteil für den oder die Tätowierte eine wichtige Bedeutung: So hängt die Platzierung der Motive stark von der Herkunft, dem Rang und auch der Tätigkeit der Person ab. Frauen tätowierten sich meist die  Händ, Arme und das Kinn (moko kauae), während Männer auch das Gesicht, den Hals und die Brust mit kunstvollen Zeichnungen schmückten.

Wie so viele Aspekte der polynesischen Kulturen wurde neben der Maori Sprache Te Reo auch die Kunst der Maori Tattoos durch christliche Eroberer und Missionare weitgehend unterdrückt. Im Jahr 1819 wurde das Tätowieren in Neuseeland sogar gänzlich verboten und erlebte erst in jüngerer Zeit eine Renaissance: Seit den 1980ern wird durch das Maori Rights Movement die alte indigene Kultur mehr und mehr wieder entdeckt und neu belebt: Die Sprache der Maori, ihre Religion, ihre Riten, ihre Namen und ihre Kulturtechniken werden wiederbelebt und erfahren auch von Seiten der Regierung Respekt und Anerkennung. Im Zuge dieser landesweiten Bewegung wurde auch das Tätowieren nach althergebrachten Bräuchen in Neuseeland in den letzten Jahrzehnten immer mehr praktiziert und die alten Motive werden neu aufgelegt und sogar weiterentwickelt.

Die Technik des Maori Tätowierens

Seit jeher werden Tattoos überall in der Südsee auf dieselbe Weise aufgebracht: Mit feinsten Nadeln wird Farbe direkt unter die oberen Hautschichten injiziert, sodass bleibende Motive entstehen. Die verschiedenen Völker der Südsee haben diese Technik perfektioniert: Scharfe Nadeln und Kämme, die aus Knochen, Horn oder Perlmutt bestehen, der sogenannte uhi,  wurden mit einem kleinen Schlägel oder Hammer, dem , in die Haut gestoßen.

Die Spitzen der bis zu 36 Nadeln (je nach Größe des Tattoos) wurden zuvor in eine speziell gefertigte Tinte getaucht, die aus zermahlener Holzkohle vermischt mit Wasser und Öl hergestellt wurde. Zuvor wurde mit einem Stück Kohle das gewünschte Motiv auf den Körper gezeichnet, danach wurde die Tinte mit raschen Stößen unter die Haut gestochen. Aus Hygienegründen benutzen heute auch die traditionellen polynesischen Tätowierer jedoch professionelle Tattoo-Farbe und greifen oft auch auf handelsübliche Tätowiermaschinen zurück. Einige jedoch stechen bzw. klopfen die Tattoos auch heute noch mit den althergebrachten Werkzeugen und halten so die alte Tradition lebendig. Die Technik fällt unter die sogenannten hand-poked tattoos, obwohl es sich hier nicht um einzelne Punkte handelt, die gesetzt werden. Die stich-and-poke-Methode erlebt heute sogar eine echte Renaissance und verhilft auch den Maori Symbolen zu einer neuen Blüte.

15 Maori Symbole & ihre Bedeutung

Bei den Maori hat jedes Motiv eine ganz bestimmte, oft spirituelle Bedeutung. Die klassischsten und bekanntesten Motive sind geometrische Muster wie Spiralen, Kreuze oder Wirbel, aber auch Tier-, Pflanzen- oder Menschensymbole. Gelegentlich werden auch Werkzeuge oder Alltagsgegenstände symbolisch dargestellt und haben eine ganz besondere Bedeutung.

» Enata (Menschen)

Menschliche Figuren stellen meistens Verwandte oder Ahnen des Tätowierten dar, können aber auch besiegte Feinde symbolisieren. Oft sieht man stilisierte Menschenfiguren, die in Kreisform angeordnet sind – in diesem Fall stellt das Symbol meist die Ahnen dar, die ihre noch lebenden Nachkommen beschützen.

» Manaia (Schutzengel)

Manaia Tattoos haben die Form einer Schlange oder eines Seepferdchens, sollen aber engelsgleiche Schutzwesen darstellen. Sie sind gewissermaßen Boten der Zwischenwelt und verbinden das Diesseits mit dem Jenseits. Als starkes Schutzsymbol sind sie als Tattoo sehr beliebt.

» Koru (Spirale)

Die Spirale, das sogenannte Koru, ist eines der bekanntesten und beliebtesten Motive und steht für Wachstum, Veränderung und den Start in einen neuen Lebensabschnitt. Jungen und Mädchen, die die Pubertät hinter sich gebracht haben, erhalten zum Beispiel oft ein Tattoo in Form eines Korus.

» Tiki (Halbgötter, Vorfahren)

Tiki bedeutet soviel wie Vorfahren oder Ahnen, bezeichnet aber auch ein halb menschliches und halb göttliches Wesen, das vor Gefahren schützt und Glück bringen soll.

» Atai (Speerspitze)

Wie auch der Haifischzahn steht die dreieckige Speerspitze für Krieg, Kampf und Sieg und wird von Kriegern getragen. Als Schutzsymbol verleiht dieses Motiv dem Träger Ausdauer, Mut und Kampfeswillen.

» Honu (Schildkröte)

Viele polynesische Tätowierungen stellen Schildkröten dar und das hat einen guten Grund: Die Schildkröte steht zum Einen für Langlebigkeit, Weisheit, Unsterblichkeit und Ausdauer, zum anderen ist sie das Symbol für Familie und Stammeszugehörigkeit. Sieht man ein Schildkrötentattoo, so weiß man, dass der Träger oder die Trägerin sich ihrer Familie verbunden fühlt.

» Moana (Ozean)

Die Maori sind fest mit der sie umgebenden Natur verbunden. Als Meeresvolk hat der Ozean für sie eine immens wichtige Bedeutung: So gilt das Meer als Grenzbereich zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt, steht aber auch für die zyklische Natur des Lebens selbst. Ozeanische Symbole wie zum Beispiel Wellen haben also eine höchst spirituelle Bedeutung.

» Niho Mano (Haifischzahn)

Sieht man Dreiecke, so stehen diese meist für Haifischzähne. Die Zähne des Hais sind scharf und dienen dem Beutefang, dementsprechend ist auch die Bedeutung dieses Motivs eine eher Kriegerische: Tapferkeit, Kriegsführung, Schutz aber auch Vitalität sind mit diesem Motiv verbunden.

» Hei Matau (Angelhaken)

Der Angelhaken steht für Glück, denn wer einen großen Fisch an der Angel hat, dem steht Wohlstand und Sicherheit ins Haus.

» Moko (Eidechse)

Eidechsen und Geckos sind sehr bekannte Motive und stellen bei den Maori ein Bindeglied zwischen Göttern und den Menschen dar. Als Boten dienen sie zur Kommunikation mit der Götter- oder Geisterwelt, sind Glücksbringer und verleihen einen Zugang zur spirituellen Welt der Geister und Götter.

» Pikorua (Twist)

Wie die Spirale auch, steht dieses wirbelförmige Tattoo für eine neue Lebensphase, für den Übergang von einem Zustand in einen anderen. Pikoruas werden gestochen, wenn sich etwas Signifikantes im Leben ändert und man um Schutz und Führung für den neuen Lebensabschnitt bittet.

» Ani Ata (Wolken, Himmel)

Symbole für Wolken oder Himmel haben immer eine Schutzwirkung und stehen für Göttlichkeit und die Verbindung zur jenseitigen Welt.

» Marquesa Kreuz

Das Marquesa Kreuz Symbol steht für das Gleichgewicht der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft und symbolisiert Harmonie und Balance. Oft wird es als Teil anderer Symbole, wie zum Beispiel auf einem Schildkrötenpanzer dargestellt.

» Vau (Mantarochen)

Rochen sind Teil der maorischen Lebenswelt: Als Meeresbewohner symbolisiert er Freiheit und Schutz, aber auch Führung und Glück. Wie alle Tiersymbole ist der Mantarochen ein Glücksbringer.

» Ipu (Napf, Schale)

Schalenförmige Symbole bedeuten immer Fruchtbarkeit und stehen zum Beispiel für Familie und Zusammenhalt. Als beliebtes Hochzeitsmotiv soll so der Segen der Götter auf das Paar übergehen.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Polynesischen Tattoos und Maori Tattoos?

Überall in der Südsee sind Tattoos Teil der indigenen Kultur – denn fast alle polynesischen Völker sind kulturell und ethnisch miteinander verwandt. So ähneln sich nicht nur die einzelnen polynesischen Sprachen, sondern auch die von ihnen verwendeten Tattoo Symbole. Die polynesische Kulturlandschaft ist groß und vielfältig – das Volk der Maori ist Teil davon, steht aber auch für sich alleine, denn im Gegensatz zu vielen anderen polynesischen Kulturen, ist die Kultur der Maori stark von Krieg und Kampf bestimmt.


In Sachen Tätowierungen sind die Maoris auf jeden Fall das Volk, das diese Tradition mit am meisten und intensivsten praktiziert hat und bis heute praktiziert. So sind Maori Tattoos als Unterkategorie der typisch polynesischen Tätowierungen zu verstehen, haben jedoch einen ganz besonderen Stellenwert und viele ganz eigene und spezielle Symbole.

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