Die Geschichte der Maori, des indigenen Volks Neuseelands, liegt zu einem gewissen Grade noch immer im Dunkeln. Es lässt sich mit mehr oder minder großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie spätestens im 13. Jahrhundert aus Polynesien nach Neuseeland kamen, Fuß fassten und eine über Jahrhunderte lang blühende Kultur errichteten.
Einen jähen Einschnitt stellte das 19. Jahrhundert dar, in dem die Maori-Stämme von Europäern mit Musketen versorgt, sich gegenseitig in bis dahin ungeahnten Ausmaßen ermordeten, nur um daraufhin von den Engländern davon abgehalten und dann Untertan gemacht zu werden. Und so folgten auf die Musketenkriege die Neuseelandkriege, die auch nach Abschluss eines nicht immer eingehaltenen Vertrags über weitreichende Privilegien für die Maori immer wieder anschwollen. So wurde die Maori-Bevölkerung im Laufe von nur etwa 100 Jahren derart drastisch dezimiert, dass es kurz danach aussah, als könnte sie ganz verschwinden.
Heute wissen wir: Die Kultur der Maori hat die schrecklichen Jahre des Imperialismus und Kolonialismus glücklicherweise überstanden, zählt heute wieder mehr als 500.000 Menschen und hat auch ihre Sprache, Bräuche und Rituale ins 21. Jahrtausend gerettet.
In der Folge finden Sie fünf Rituale bzw. Bräuche der Maori erklärt, denen Sie bei einer Reise nach Neuseeland mit aller Wahrscheinlichkeit auch begegnen könnten:
» Powhiri
Den Auftakt einer jeden Liste der Maori-Bräuche macht natürlich das Powhiri, die traditionelle Begrüßungszeremonie der Maori. Der Ablauf des Powhiri fluktuiert in der Regel je nach Anlass und Feiernden, da Powhiris tatsächlich zur Eröffnung von Gebäuden, zur Begrüßung von Touristen oder als Teil einer Beerdigung gleichermaßen abgehalten werden können. Meist enthält das Zeremoniell aber Reden, Tänze, Gesang und abschließend einen Brauch, den wir noch gesondert vorstellen werden.
Im traditionellsten Sinne werden mit dem Powhiri allerdings Gäste vor Betreten des Marae begrüßt. Dabei handelt es sich um ein zeremoniell-rituelles Areal, das im gesamten südlichen Pazifikraum verbreitet ist, sich allerdings auf den neuseeländischen Inseln in seiner ursprünglichsten Form als ummauerte Platzanlage für besondere kulturelle Anlässe erhalten hat.
Tendenziell ist das Powhiri eine recht martiale Performance, in der ein gestellter Kampf zwischen Gewalt und Frieden im Zentrum steht, zwischen übertrieben aggressiven Herausforderern und sich ihnen entgegenstellenden Verteidigern.
Powhiris sind in den letzten Jahren zu beliebten und durchaus sehenswerten Touristenattraktionen geworden. Also Augen auf beim nächsten Neuseelandbesuch.
» Hongi
Der vielleicht bekannteste Brauch Neuseelands, ohne den auch kein Powhiri komplett ist, ist der Hongi. Landläufig als Nasenkuss bezeichnet, ist der Hongi die traditionell beschließende Begrüßungsform der Maori. Dabei gibt es etliche verschiedene Ausformungen dieses Brauchs, denen allerdings gemein ist, dass die Nasen der beiden Grüßenden solange aneinandergedrückt werden, bis beide den Atem des jeweils anderen spüren und einatmen. Dies geht angeblich auf Tane, Gott des Waldes und der Vögel zurück, der den Menschen den Atem eingehaucht haben soll.
Aus dem Alltag beinahe verschwunden, ist der Hongi eigentlich nur noch ein Relikt der Alten, ein Symbol der Radikalen und ein Schauspiel für leichtgläubige Touristen.
» Ta moko
Laut Geschichte brachten die Maori Moko bereits aus ihrer alten, mystischen Heimat Hawaiki mit nach Neuseeland, was es zu einem der ältesten Bräuche überhaupt macht. Das alte, bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein praktizierte Moko war eine dauerhafte Verzierung der Haut im Gesicht und über weite Teile des Körpers mit Farbe. Dafür wurden Kratz- und Schabwerkzeuge aus Naturprodukten wie Bein oder Holz verwendet, was dazu führte, dass Moko-Verzierungen nicht nur farblich abgehoben waren, sondern auch plastisch durch sich bildendes Narbengewebe. In der alten Maori-Gesellschaft galt die Schmückung mit Moko als wichtiger Teil des Initiationsrituals beim Erreichen des Erwachsenenalters und nur Maori niederen Rangs blieben zierlos.
Beinahe ausgestorben, erlebte die Kunst des Moko in den letzten Jahrzehnten eine veritable Renaissance im Rahmen einer wiedererstarkenden Eigenidentität der Maori – heute allerdings wird tätowiert, nicht mehr geschabt.
Auch für Touristen gibt es Moko-Events, bei denen dann allerdings in der Regel auf abwaschbare Farbe gesetzt wird.
» Haka
Im ursprünglichen Sinne bezeichnet Haka einen Tanz der Maori, der vor allem in Vorbereitungen auf kriegerische Auseinandersetzungen aufgeführt wurde, um den Gegnern Furcht einzuflößen und einander Mut zu machen. Seine zentralen Elemente waren das gewaltvolle Fußstampfen und die raue Schreie. Heute hat sich der Haka in gleich mehrere Richtungen weiterentwickelt: einerseits als populärer Volkstanz, in dem der Körper möglichst ganzheitlich zum Einsatz kommen soll, zudem als eine Form des besonderen Liedes oder Musizierens und schlussendlich – und dafür mag der Haka am berühmtesten sein – als der traditionelle Eröffnungstanz des neuseeländischen Rugbyteams.
» Poi-Spiel
Heute als ein Spinningelement der Artistik auf örtlichen Jahrmärkten oder während Zirkusaufführungen beliebt, ist das Poi-Spiel eigentlich eine Entwicklung der Maori auf Neuseeland. Seine Anfänge liegen – wie es so oft bei solchen Erfindungen und Bräuchen der Fall ist – im Dunklen der Geschichte, allerdings ist recht früh belegt, dass es vor allem die Frauen waren, die abends Pois (dem Maori-Wort für Ball) aus brennendem Flachs schwangen, um die Beweglichkeit ihrer Hände zu erhalten, während Männer nur gelegentlich auf das Poi-Spiel als Geschicklichkeitstraining zurückgriffen. Im Laufe der Jahre entwickelten die Maori-Frauen komplexe Inhalte um das Poi-Spiel, das so bald zu einer Begleitform des Erzählens von epischen Geschichten oder des Singens wurde. Auch das traditionelle Poi-Spiel war bis vor ein, zwei Jahrzehnten beinahe ausgestorben, erlebt aber gerade einen neuen Hype sowohl in den Schulen der Maori als auch als touristische Abendunterhaltung.
Foto Ta Moko: Tame Iti at gallery opening 13 October 2009; CC BY-SA 3.0, Rest NZ Tourism;
Wow, so ein Polynesisches Tattoo bzw. Maori Tattoo hat wirklich eine interessante Geschichte und es ist wirklich schön, dass diese Tradition wiederkommt und noch nicht ausgestorben ist.
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