Kunden-Reisebericht: Neuseeland für Ornithologen Januar/Februar 2020

Auf unserer Reise vom 5.1. – 7.2.2020 wollten wir Neuseelands einzigartige Natur erleben, insbesondere die Vogelwelt.

Viele der einheimischen Vogelarten sind nur noch in sehr abgelegenen Gegenden und vor allem auf Inseln zu finden, in denen man aufwendig in den letzten Jahrzehnten die Prädatoren (= Räuber) wie Ratten, Wiesel und Fuchskusus bekämpft und erfolgreich ausgerottet hat. Diese Arten wurden – zusammen mit vielen anderen Arten wie Amsel, Buchfink und Star, Kaninchen und Rothirsch eingeführt und haben die heimische Fauna sehr stark dezimiert.

Will man die ursprüngliche Fauna erleben, bedarf es einer guten Planung, einer guten Organisation vor Ort und viel Eigeninitiative.

Unsere Reise begann mit einem Stopp in Auckland, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes und der größten Stadt Neuseelands. Vom Vulkan Mount Eden erhält man einen schönen Überblick über die Stadt und sieht mit Tui und Graumantelbrillenvogel die ersten heimischen Vogelarten neben vielen Bekannten aus Europa wie Amsel, Singdrossel, Star und Buchfink.

Mount Eden
Tui

Der farbeprächtige Tui ist überall in Neuseeland anzutreffen und fällt durch seine Stimmimitationen auf.

Das große und sehenswerte Auckland-Museum ermöglicht eine hervorragende Einführung in die Natur des Landes und die Maorikultur.

Am nächsten Tag besuchen wir das kleine Feuchtgebiet „Western Springs“ in der Nähe des Zoos und sehen den seltenen Maoritaucher, der nur auf der Nordinsel vorkommt sowie viele weiter verbreitete Wasservogelarten wie Paradieskasarka, Maoriente und Purpurhuhn.

Maoritaucher
Paradieskasarka
Maoriente
Purpurhuhn

Nächste Station ist die bekannte Takapu Gannet Kolonie am Muriwai Beach. Hier lassen sich einige tausend Australische Tölpel auf ihren Nestern aus sehr kurzer Distanz beobachten.

Australische Tölpel

Das Kauri-Museum in Matakohe zeigt viele Möbel und Schnitzereien aus dem Kauriholz und vermittelt einen Überblick über die Zerstörung der gewaltigen Kauriwälder, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts den Nordteil der Nordinsel geprägt haben.

Von Omapere erkunden wir die kleinen Restbestände, die von den Kauriwäldern übrig geblieben sind (Waipoua-Forest Reserve mit dem ältesten und dicksten Kauribaum und das Trounson Kauri Nature Reserve). Hier sehen wir in Neuseeland weit verbreitete Vogelarten wie die Maorifruchttaube und den Neuseelandfächerschwanz.

Maorifruchttaube
Neuseelandfächerschwanz

Vom Hotelzimmer haben wir einen schönen Blick auf große Dünen, die sich als Folge der Abholzungen durch anschließende Erosion gebildet haben. An der Küste zeigen sich Raubseeschwalbe und Maorimöwe.

Raubseeschwalbe

Unsere nächste Station ist Warkworth an der Ostküste. Von dort aus erkunden wir den Tawarhanui Regional Park an der Küste. Hier kann man nicht nur baden und schnorcheln, sondern auch wandern und besondere Vögel sehen, da diese Halbinsel wieder „räuberfrei“ ist. So lassen sich hier Neuseelandente, Weißköpfchen, Nordinsel-Langbeinschnäpper, Nordinselsattelvogel und Maoriglockenhonigfresser gut fotografieren. Wir treffen auch auf eingeführte Arten wie die Schopfwachtel und die Tasmanienwachtel.

Neuseelandente
Weißköpfchen
Nordinsel-Langbeinschnäpper
Maoriglockenhonigfresser
Schopfwachtel
Tasmanienwachtel

Am nächsten Tag geht es mit der Fähre von Gulf Harbour aus nachTiritiri Matangi, einer 220 ha großen Insel, die ebenfalls räuberfrei ist und auf der viele besondere Vögel zu finden sind, die extrem selten geworden sind, wie Hihi, Ziegensittich und als großes Highlight zwei Graulappenvögel. Diese Vögel lassen sich gut entlang der Wege und an den Wasser- und Futterstellen beobachten.

Hihi
Graulappenvögel

Über Auckland führt uns die Route zum Küstenort Miranda, dem wichtigsten Rastplatz für Wattvögel auf der Nordinsel. Hier rasten Tausende Watvögel aus Sibirien und Neuseeland wie die Pfuhlschnepfe und der bizarre Schiefschnabel.

Pfuhlschnepfe

Das nächste Ziel ist die Coromandel-Halbinsel. Die Strände auf der Westseite sind schmal und wichtige Rastplätze für den Maori-Regenpfeifer und den Neuseeländischen Austernfischer.

Maori-Regenpfeifer
Neuseeländischer Austernfischer

Von dem Küstenort Hahei aus kann man baden, wandern oder mit dem Glasbodenboot eine Fahrt entlang der Küste (u.a. zur Cathedral Cove) machen.

Von hier aus geht es ins Zentrum der Nordinsel. Zuerst besuchen wir den Pureora Forest, einen der letzten großen Podocarpaceen-Wälder. Wir übernachten in der idyllisch gelegenen Blackfern Lodge und entdecken auf dem Fluss vor der Lodge eine der seltensten Vogelarten Neuseelands, die Saumschnabelente, die intakte Fließgewässer mit starker Strömung im Gebirge besiedelt. Vor der Lodge sehen wir einen zutraulichen Maorischnäpper.

Saumschnabelente
Maorischnäpper

Im Wald unternehmen wir Wanderungen und besuchen auf dem Timber Trail die 114 m lange und 53 m hohe Matamakarana-Hängebrücke.

Das nächste Ziel ist der Lake Taupo – größter See Neuseelands – und der angrenzende Tongariro National Park, wo wir auf vegetationsarmen Schotterflächen den Austral-Spornpieper finden. Beeindruckend sind die Vulkanlandschaft, aber auch fast vegetationsfreie Wüsten im Süden des Nationalparks.

Austral-Spornpieper

Unsere Reiseroute führt uns an die Westküste zum Paraparauma Beach, ca. 50 km nördlich Wellington. Von dort bringt uns ein schnelles Boot zur 1650 ha großen Insel Kapiti. Auch diese Insel ist wieder räuberfrei und Rückzugsort vieler seltener Tierarten. Wir übernachten hier in einfachen Hütten und haben so die Gelegenheit, auf einer Nachtexkursion den seltenen Zwergkiwi zu sehen. Ein Vogel hält sich sogar auf dem Lodgegelände auf. Hier fühlt man sich wie im Paradies. Die flugunfähigen Weka-Rallen zeigen keinerlei Scheu und die seltenen Kakas lauern bei dem gemütlichen Beisammensein aller Gäste mit Wein und Käse auf die Gelegenheit, Futter zu ergattern. Einem Gast fliegen sie auf die Schulter. Spritzpistolen dienen zur Abwehr… Auf dem Meer wird ein Zwergpinguin entdeckt.

Weka
Kaka
Zwergpinguin

In Wellington, der Hauptstadt des Landes, bleibt Zeit für einen Stadtbummel, bevor wir am nächsten Tag bei relativ ruhiger See die 83,6 km lange Cookstraße überqueren und die Überfahrt sehr bequem in der Plus Lounge verbringen.

In Picton erreichen wir die Südinsel und unternehmen eine vierstündige Bootsfahrt durch die Marlborough Sounds mit schönen Beobachtungen von Neuseeland-Seebären, Flattersturmtauchern, Hectordelphinen und den sehr seltenen Warzenscharben. Das Highlight ist aber ein einstündiger Besuch von Blumine Island, wo wir uns als einzige Besucher absetzen lassen. Dort entdecken wir den Malherbe-Sittich, einen der seltensten neuseeländischen Vögel. Diese Insel ist die beste Stelle, um diese besondere Art zu sehen.

Neuseeland-Seebären
Flattersturmtaucher
Hectordelphin
Warzenscharben
Malherbe-Sittich

Durch die Weinbauregion Marlborough führt uns die Weiterreise entlang der Ostküste nach Kaikoura. Auf dem Elterwatersee sehen wir Halbmondlöffelenten und Australweißkehlenten.

Die Straße nach Kaikoura ist durch das Erdbeben von 2016, in dessen Folge die Küste um mehr als einen Meter angehoben wurde, immer noch durch sehr viele Baustellen unterbrochen, sodass wir nur langsam vorankommen. Die tiefen, nahrungsreichen Gewässer vor Kaikoura sind ein Paradies für Wale und Meeresvögel. Wir machen von Kaikoura aus drei Bootsfahrten (Wale, Delphine, Albatrosse und andere Meeresvögel) und sind von dem Ergebnis begeistert. Wir sehen Pottwale, hunderte Delphine in drei Arten, mit denen man auch schwimmen kann und sehr viele Meeresvögel, u.a. 4 Albatrosarten. Das Meer hier gilt weltweit als eines der besten Gebiete, um Meeressäuger und -vögel zu beobachten.

Pottwal
Wanderalbatros
Salvin-Albatros
Kapsturmvogel
Westlandsturmvogel

Von unserer sehr schönen Unterkunft, der Lemon Tree Lodge, haben wir einen herrlichen Ausblick aufs Meer.

Entlang der Küste geht es weiter in Richtung Christchurch durch Kulturland und dann später nach Westen in die Berge zur sehr schön gelegenen Wilderness Lodge am Arthur´s Pass. Neben spektakulärer Gebirgslandschaft sehen wir hier den Kea und als typischen Vogel der Südbuchenwälder den Grünschlüpfer.

Kea
Grünschlüpfer

Von der Wilderness Lodge aus hat man einen sehr guten Ausblick auf die Berge und die Möglichkeit, in den Südbuchenwäldern zu wandern.

Weiter geht es durch die Südalpen an die regenreiche Westküste vorbei an Hokitika, das für seine Jadeverarbeitung bekannt ist, nach Franz Josef am Rande des Franz Josef- und Fox Gletschers. Leider muss die geplante Okarito Kiwi Tour wegen schlechten Wetters ausfallen. Wir fahren trotzdem an die Küste nach Okarito und können in einem Feuchtgebiet den seltenen Farnsteiger sehen.

Farnsteiger

Am nächsten Tag fallen wegen des Dauerregens alle Freiland Aktivitäten aus. So besuchen wir das Kiwi Wildlife Center in Franz Josef, wo wir den Okarito Kiwi im Gehege und Brückenechsen sehen und viel über Biologie und Schutz der Kiwis erfahren. Auf dem Dach des Gebäudes entdecken wir einen Kea. Bei Dauerregen geht es weiter über den Haast-Pass (sehr schöne Wälder mit Wanderwegen) nach Wanaka und weiter durch dramatische Gebirgslandschaft nach Te Anau. Hier gibt es am Te Anau See eine Aufzuchtstation für die flugunfähige Takahe. Von Te Anau aus fahren wir durch phantastische Gebirgslandschaft zum Homer Tunnel. Kurz vor dem Tunnel suchen wir erfolgreich den Felsschlüpfer, einen Vogel, der Geröllhalden im Gebirge besiedelt. Am nächsten Tag machen wir bei Regen einen ganztägigen Ausflug über den Lake Manapuri, mit Bus über den Wilmot Pass und weiter mit dem Boot zum bekannten Doubtful Sound im Fjordland Nationalpark, dem größten Schutzgebiet des Landes. An den steilen Felshängen wachsen noch weitgehend unberührte Wälder. Am Meer stoßen wir auf eine große Kolonie Seebären.

Brückenechse
Takahe
Felsschlüpfer

Weiter geht die Reise nach Süden durch Kulturland nach Invercargill und vor dort durch ausgedehnte Feuchtgebiete zum Hafenort Bluff, wo wir das Auto stehen lassen und mit der Fähre über die Foveaux Straße nach Stewart Island übersetzen. Auch hier haben wir mit der Stewart Island Lodge wieder eine Unterkunft mit toller Aussicht. Trotz des aufziehenden Orkans wandern wir zum Leuchtturm, wo unzählige Dunkle Sturmtaucher brüten und sich viele Albatrosse gut beobachten lassen.

Dunkle Sturmtaucher

Am nächsten Morgen mieten wir trotz stürmischer See ein Wassertaxi und unternehmen eine sechsstündige Wanderung über die 275 ha große Insel Ulva Island, die ebenfalls räuberfrei ist. Hier entdecken wir neben vielen Ziegensittichen den Südinsel-Sattelvogel und als große Besonderheit das Goldköpfchen. Diese Insel gilt als bester Platz, um diese selten gewordene Art zu sehen. Auf der Wanderung haben wir aber noch mehr Glück: wir sehen am Tag einen Südstreifenkiwi, den wir 20 Minuten lang bei der Nahrungssuche beobachten und fotografieren können. Solche Beobachtungen am Tage sind sehr selten.

Ziegensittich
Goldköpfchen
Südstreifenkiwi

Am Abend unternehmen wir noch eine spezielle Kiwitour. Neben Dickschnabel- und Goldschopfpinguin zeigen uns unsere Guides auf einer 90-minütigen Wanderung bei völliger Dunkelheit gleich 5 (!!) Kiwis direkt am Weg und am Strand!

Am nächsten Tag geht es mit der Fähre zurück nach Bluff und weiter durch die „schottische Stadt” Dunedin mit ihrem bekannten viktorianischen Bahnhof auf die Otago-Halbinsel. Hier übernachten wir in einem Schloss (Larnach Castle). Wir erkunden die Küste der Otago-Halbinsel mit Auto, Schiff und zu Fuß und besuchen u.a. die bekannte Kolonie des Nord-Königsalbatrosses (einziger Brutplatz auf dem Festland) und eine Kolonie des Goldschopf-Piguins. An der Küste sehen wir Königslöffler, Buller-Albatros, Südinsel-Königsalbatros und eine Gruppe von Auckland-Seelöwen, der seltensten Robbenart weltweit.

Auckland-Seelöwe

Weiter führt uns die fast fünfwöchige Reise nach Twizel, dem Ausgangspunkt für Ausflüge in den Mt. Cook Nationalpark. Unterwegs besuchen wir noch die Zwergpinguin-Kolonie bei Oamaru.

Twizel ist auch ein idealer Standort, um den seltensten Watvogel der Welt, den Schwarzen Stelzenläufer, zu suchen. Weniger als 200 Vögel besiedeln die Schotterebenen der großen Flüsse in den Südalpen. Trotz des schlechten Wetters haben wir Erfolg und sehen am Tasman River gleich 7 Vögel aus nächster Nähe zusammen mit einem Doppelband-Regenpfeifer.

Schwarzen Stelzenläufer
Doppelband-Regenpfeifer

Am nächsten Tag haben wir Glück – vormittags ist es klar und wir können einen einstündigen Rundflug von Lake Tekapo aus über den Mt. Cook machen – das Highlight der Reise! Die Landschaft um den Mt. Cook mit den gewaltigen Gletschern ist wirklich spektakulär! Dieser Flug lohnt sich unbedingt!

Wir besuchen noch die nahe gelegene Sternwarte mit schöner Aussicht auf den Lake Tekapo und fahren nach Christchurch, der letzten Station unserer Reise. Hier begegnen uns auf einem Stadtrundgang überall noch die Spuren des verheerenden Erdbebens von 2011.

Am Abend ziehen wir Bilanz: es war eine sehr erholsame und erlebnisreiche Reise mit spektakulären Beobachtungen. Wir haben 135 Vogelarten beobachtet und fast alle Endemiten sehr gut gesehen. Die Organisation durch PTH war hervorragend!

Klaus und Pia Handke


Alle Fotos Copyright: Pia Handke

Beteilige dich an der Unterhaltung

1 Kommentar

  1. Hier fehlt der Robenlorie, ein Vogel mit rotem Federkleid. Ich habe ihn in einer Fernsehsendung über die Inselwelt Neuseelands gesehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Lust auf mehr?