Ein weiterer Prominenter aus der Pazifikregion, den wir Ihnen in unserer Reihe vorstellen wollen, wird in Neuseeland als Sportidol verehrt. In Läuferkreisen ist er weltweit eine Legende und dem Joggen hat er zum Kultstatus verholfen. Selbst ein begnadeter Langstreckenläufer war er vor allem ein erfolgreicher Coach und hat zahlreiche Sportler zu olympischen Ehren geführt. Erfahren Sie mehr über die Trainerlegende und den Vater des Joggings Arthur Lydiard.
Im Jahr 1917 in Auckland, Neuseeland, geboren, entwickelte sich Arthur Lydiard erst relativ spät zum Ausnahmesportler. Seine ersten, noch kleineren Langstreckenläufe absolvierte er mit über 20 Jahren. Ende der 40er bis Mitte der 50er Jahre wurde er zu einem erfolgreichen Marathonläufer und erlangte erste Berühmtheit als zweifacher Neuseeländischer Meister, bevor er 1955 seine Laufbahn als aktiver Sportler beendete.
Schon seit den 40er Jahren trainierte Lydiard nebenbei Mittel- und Langstreckenläufer, zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Milchzusteller und Schuhmacher. Weltweit bekannt wurde der Selfmademan 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom. Innerhalb von 30 Minuten holten zwei seiner Schützlinge Gold. Peter Snell gewann über 800 Meter und direkt anschließend Murray Halberg über 5000 Meter. Barry Magee, ebenfalls von Lydiard trainiert, wurde Dritter im Marathonlauf.
Vier Jahre später, bei den Olympischen Spielen in Tokio, konnte Lydiard seinen Erfolg mit zwei Goldmedaillen für Peter Snell und einer Bronzemedaille für John Davies wiederholen. Danach hängte er seinen Trainerjob ab den Nagel und gab stattdessen seine selbst entwickelte Methode in Seminaren weiter. Und auch das hinterließ eindeutige Spuren. Nach eineinhalb Jahren Schulungen in Finnland gewannen bei den Olympischen Spielen in München 1972 drei Finnen vier Medaillen, drei davon Gold.
Seine extrem effektive Methode hatte Lydiard vor allem in Selbstversuchen entwickelt. Dazu lief er wöchentlich sehr lange Strecken zwischen 80 bis 400 Kilometer. Im Wesentlichen geht es in seinem Ausdauertraining um die verbesserte Sauerstoffversorgung der Muskulatur durch die Bildung neuer Äderchen. Dies erreicht der Läufer nach Lydiards Ansatz mit einem über mehrere Monate andauernden Training, dessen Lauftempo so hoch ist, dass der Läufer die Strecke gerade noch ohne Erschöpfung schafft. Im Vergleich zu anderen Trainingsmethoden ist dies ein verhältnismäßig langsamer Dauerlauf.
Nicht nur für Profiläufer ist die Ausdauermethode interessant. Bis heute wird sie auch im Freizeitsport angewendet sowie bei der Gesundheitsvorsorge. 1961 gründete Lydiard zu diesem Zweck den ersten Jogging Club. Von Neuseeland aus fand diese Form des Laufens schnell Anhänger in den USA und heute ist Jogging weltweit zur Normalität geworden.
Arthur Lydiard starb im Alter von 87 Jahren in Texas, USA. Noch mit 61 Jahren lief er einen Marathon unter drei Stunden und veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Thema, darunter auch „Mittel- und Langstreckenlauf für Senioren“. Seine Erkenntnisse und Methoden werden noch heute von Trainern, Freizeitsportlern und Ärzten eingesetzt.
Und für all jene, die sich mit dem Gedanken tragen, endlich mal den inneren Schweinhund zu überwinden und mit dem Joggen anzufangen, hier aus besagtem Buch ein Tipp des Altmeisters für Einsteiger:
“Der Beginn des Lauftrainings ist sehr einfach: Laufen Sie fünf Minuten lang in lockerem Tempo, wenden Sie und laufen Sie zurück. Wenn Sie für den Rückweg länger als fünf Minuten benötigen, weil Sie das Tempo nicht halten können, haben Sie Ihre aerobe Schwelle überschritten und sind in einen anaeroben Zustand gewechselt. Beim nächsten Lauf sollten Sie darauf achten, dass Sie das Tempo reduzieren und den Lauf so beenden, wie Sie ihn begonnen haben.”
Viel Erfolg!