Catherine “Kate” Wilson Sheppard – der Name sagt hierzulande kaum jemandem etwas, dennoch ziert ihr Konterfei die Zehn-Dollar-Note Neuseelands. Doch wer war eigentlich diese neuseeländische Nationalheldin und wofür wurde sie berühmt?
Kate Sheppard wurde 1847 in Liverpool geboren und emmigrierte nach dem Tod des Vaters als 15-Jährige mit ihrer Familie nach Neuseeland, damals eine neue, aufregende Welt voller Möglichkeiten. Sie heiratete den Geschäftsmann Walter Sheppard und zunächst schien sie sich auch in die Rolle des Hausmütterchens zu fügen. Sie bekam einen Sohn und trat einer christlichen Bibelgruppe bei, doch schon bald begann sich die intelligente und gebildete Kate Sheppard auch politisch zu engagieren.
Zunächst galt ihr Interesse der damals gerade aufstrebenden Temperenz-Bewegung. Diese bestand aus einer Gruppe von Frauen, die sich gegen den Missbrauch von Alkohol einsetzten und ein generelles Alkoholverbot forderten. Für die damalige Zeit war es ungewöhnlich, dass sich Frauen in politische Diskussionen einmischten, doch Kate Sheppard sah das anders. Für sie war es eine Notwendigkeit, dass Frauen sich einen Platz in der von Männern beherrschten Politik erarbeiteten. Aus diesem Grund setzte sich die engagierte Kate mit ihren Mitstreiterinnen für das Frauenwahlrecht ein. Zeitgleich zur Suffragettenbewegung in den USA entstand unter ihrer Führung erstmals eine Emanzipationsbewegung in Neuseeland, die sehr rasch Erfolge zu verzeichnen hatte.
“Alles was trennend wirkt, sei es durch Rasse, Klasse, oder Geschlecht, ist unmenschlich und soll überwunden werden”, schrieb sie.
Zwischen 1888 und 1893 organisierte sie fünf Petitionen, die von bis zu einem Drittel der neuseeländischen Frauen unterzeichnet wurden. Kate Sheppard hatte ein politisches Druckmittel gefunden, das schließlich das Parlament dazu brachte, am 19. September 1893 das Wahlrecht zu ändern. Von nun an durften in Neuseeland auch Frauen über 21 Jahren wählen. Damit war Neuseeland das erste Land der Welt, in dem Frauen das uneingeschränkte Wahlrecht erhielten.
Dieser enorme Erfolg schlug sich auch in der Wahlbeteiligung nieder, bei der sich über 80% der Frauen zur Wahl registrieren ließen – ein unglaublicher Erfolg!
Aus Kate Sheppard war in diesen Jahren eine Berühmtheit geworden. Einladungen zu Kongressen und Konferenzen folgten, die sie gerne wahr nahm. Ihr Kampfgeist und ihr messerscharfer Verstand kamen nicht nur in Neuseeland gut an: 1894 reiste Sheppard nach England, wo sie mit engagierten Reden zur Stärkung der dortigen Frauenbewegung beitrug.
Wieder zurück in Neuseeland, stürzte sie sich erneut in die Arbeit, diesmal um ein Frauenparlament (Das sogenannte National Council of Women) und eine eigene, nur von Frauen geführte Zeitschrift zu gründen. Ihr Ziel war nichts geringeres, als die vollständige Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Natürlich war der Widerstand gegen dieses hochgesteckte Ziel enorm, denn in der damaligen Zeit hatten Frauen am Herd zu stehen, die Kinder zu füttern und ihren Männern die Socken zu stopfen. Eine Frau wie Kate Sheppard, die durch das ganze Land reiste um Reden für Gleichberechtigung zu halten, passte da nicht ins Bild.
Doch Kate und ihre Unterstützerinnen gaben nicht auf und kämpften landauf und landab selbst für so umstrittene Themen wie Verhütungsmittel und Geburtenkontrolle. Als Herausgeberin und Chefredakteurin der Zeitschrift “The White Ribbon” machte Kate Sheppard mit ihren Artikeln von sich reden. So machte sie nicht nur ihrem Unmut über die eingerostete politische Klasse Luft, sondern setzte sich auch dafür ein, dass Frauen das Korsett ablegen sollten, da es ihnen die Luft zum Atmen nehme. Dass all ihre Bemühungen am Ende Früchte trugen, konnte Kate Sheppard noch selbst miterleben: Am 13. Juli 1933 zog mit Elisabeth McCombs die erste Frau ins neuseeländische Parlament ein. Genau ein Jahr später starb Kate Sheppard.
Wie wichtig den Neuseeländern Kate Sheppard ist, zeigt sich daran, dass der Aktivistin neben der Zehndollarnote auch mehrere Denkmäler und eine Gedenkbriefmarke gewidmet sind.
Foto: Büste Kate Sheppard – Te Ara Enzyklopädie