Vorgestellt: Südsee-Sammlung Obergünzburg

Das Allgäu und die Südsee haben zugegebenermaßen nicht allzu viel miteinander zu tun, wäre da nicht Kapitän Karl Nauer gewesen. Anfang des 20. Jahrhunderts bereiste der junge Mann und gebürtige Obergünzburger mit seinem Schiff jahrelang die melanesische Inselwelt. Von seinen Reisen brachte er nicht nur viele Anekdoten mit, sondern auch zahlreiche Alltags- und Kunstgegenstände der in Melanesien lebenden Völker. Und so kam es, dass sich im Ostallgäu eine riesiger Schatz einzigartiger Exponate ansammelte, der seit ein paar Jahren in einem eigenen Museum zu sehen ist – in der Südsee-Sammlung in Obergünzburg.

Wer mit dem Gedanken spielt, die Südsee zu bereisen, der sollte sich wenn möglich als Einstimmung einen Besuch dieses Kleinods gönnen. Mehr als 1.500 Ausstellungsstücke, jedes einzelne von Kapitän Nauer ins Allgäu gebracht, geben einen wunderbaren Einblick in die Geschichte und Kultur melanesischer Stämme. Das Konzept der Ausstellung ist mit viel Liebe gemacht und setzt die Exponate im wahrsten Sinne des Wortes in ein spannendes Licht.

Es beginnt mit einer Reise im „Fahrstuhl“ durch den Erdmittelpunkt bis in die Südsee nach Papua Neuguinea. Der Fahrstuhl ist ein runder Raum mit Bildschirmen, die erst Bilder von Obergünzburg zeigen, dann Erdreich und glühendes Magma bis hin zum Meer auf der anderen Seite der Erde. Von hier geht die Reise los durch die Entstehungszeit der Inseln, das Leben und den Alltag der Eingeborenen bis hin zur geheimnisvollen Kultur der Völker.

Untergliedert ist das Museum vereinfacht gesagt in die Bereiche Meer, Land und Mythologie. Wie haben die Eingeborenen die Elemente für sich genutzt, wie sah ihr Alltag aus, woran haben sie geglaubt? Zu Werkzeug umfunktionierte Muscheln, Dolche aus Rochenstacheln, frühe Versionen von Seekarten und wacklig aussehende Bötchen lassen das Leben im Einklang mit dem Meer erahnen.

Ein komplett nachgestelltes Kochhaus mit sämtlichen Utensilien gibt ein eindrucksvolles Bild vom Alltag der Insulaner. Auch die traditionelle Bekleidung der Eingeborenen ist hier zu bewundern. Einen Raum weiter geben kunstvoll geschnitzte Figuren und sogenannte Seelenurnen Aufschluss über die Glaubenswelt der Stämme und welche Riten praktiziert wurden. Das Ende des Rundgangs führt in den Regenwald, der wegen seiner Undurchdringlichkeit auch für die dort lebenden Stämme eine gewisse Bedrohung darstellte.

Die Themen mit ihren einzigartigen Ausstellungsstücken sind mit Hilfe von ausgetüftelter Beleuchtung, Flachbildschirmen und Leuchtkonsolen faszinierend inszeniert und auch für Kinder durchaus reizvoll. Kapitän Karl Nauer, der seine Sammlung seinerzeit Obergünzburg vermacht hatte, wäre sehr zufrieden mit seinem kleinen, aber feinen Museum. Oder wie der Ostallgäuer sagt (und die Sammlung sich zum Motto gemacht hat): „des muasch aluaga“.

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1 Kommentar

  1. Das Museum ist sehenswert. In diesem Angebot einmalig in der Gegend.Ich kan es nur empfehlen. Leider kann man aus Platz gründen nicht meht alle Präparate ausstellen. Als ehemaliger Präparator war mir das aber mal gegönnt. Diese Vogelwelt in der Farbenbracht kann man nicht beschreiben.

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