Ankunft der Buckelwale

Jedes Jahr im Juli kommen die Buckelwale von ihrer langen Reise zurück in die warmen Gewässer der Tahitianischen Inseln.  Von den Polarmeeren im Süden machen sie sich in die blauen Lagunen Französisch Polynesiens auf, um sich dort fortzupflanzen, und ihre Kälber zur Welt zu bringen. Bis Ende Oktober Anfang November bleiben sie hier und ziehen ihren Nachwuchs groß. Die Mutter verbringt die meiste Zeit in der Lagune an der Seite ihrer Kälber, während die Bullen vor der Lagune im tieferen Wasser umherziehen.

Für die Dauer der „Stillzeit“ , die ca. 7-9 Monate dauert, nimmt die Mutter keine Nahrung zu sich und bewegt sich auch nur wenig, um Kraft zu sparen. Die extrem fettreiche Muttermilch hilft den Kälbern, schnell von einer Geburtsgröße von ca. 4 Metern in 7 Monaten auf  7 bis 9 Meter heranzuwachsen. In den ersten Monaten nach der Geburt sind die kleinen Wale sehr spielfreudig und neugierig.

Schwimmen und schnorcheln mit den Buckelwalen

Es ist 06.00 Uhr morgens und wir quälen uns verschlafen zum Frühstücksbuffet. Vor 5 Tagen sind wir auf Tahiti angekommen, um an einer großen Regatta teilzunehmen. Nach 4 anstrengenden Tagen, die wir nun hinter uns haben, sind die nächsten Tage frei zurErholung. Unser Plan ist es, mit der Fähre nach Moorea überzusetzen, um dort an einem Ausflug zu den Buckelwalen teilzunehmen. Es ist spät in der Saison und die Aussichten Wale in der Lagune zu sehen, sind nicht mehr die besten. Moorea ist neben Rurutu der bekannteste Ort, um diese friedlichen Meeressäuger zu beobachten. Und Französisch Polynesien ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem die Vorschriften im Umgang mit den Walen noch sehr großzügig ausgelegt werden.


Wir treffen um 10.00 Uhr am Hotel Pearl Beach Moorea unseren Meeresbiologen und seinen Bootsführer, mit denen wir uns verabredet haben. Die Sicherheitsregeln sind schnell erklärt und so starten wir wenig später Richtung Cooks Bay. Gestern, so erzählt uns Phil, hatten sie dort großes Glück … – ja, ja – das erzählen sie immer, um die Truppe bei Laune zu halten, denke ich. Aber es wäre schon super, heute den Walen zu begegnen …

Auf dem Weg in die Bucht, bekommen wir Delfine und Schildkröten zu sehen. Das Boot hält an und Phil mahnt uns an, die Ausrüstung in Ordnung zu bringen. Ausrüstung ….. Badehose, Maske und Schnorchel, so viel ist das jetzt auch wieder nicht, denke ich bei mir. Phil hebt den Arm, deutet in die Bucht und hebt den Daumen nach oben. Alles klar – scheinbar kann es jetzt wirklich los gehen, die Wale scheinen tatsächlich da zu sein. Unmittelbar vor uns taucht eine riesige Schwanzflosse ab. Ich bin der erste im Wasser und schwimme Richtung abgetauchter Flosse. Noch immer bin ich fest davon überzeugt, dass es uns nicht vergönnt sein wird, die Wale wirklich unter Wasser sehen zu können.

Zu schnell sind sie weggeschwommen oder abgetaucht, oft war ich schon nahe dran oder habe sie unter Wasser „singen“ hören, dann aber leider doch nicht gesehen. Mit dem Guide ist ausgemacht, immer in der Nähe des Bootes zu bleiben. Er wird vom Dach des Bootes mit der Hand immer in die Richtung der Wale zeigen, damit wir uns daran orientieren können. Ich werfe einen Blick auf den Guide, sein Arm wandert langsam in meine Richtung …. Das kann jetzt nicht sein. Vor mir sehe ich einen Schatten, der auf mich zu kommt, oder taucht er jetzt ab? …  Langsam schwimme ich schnorchelnd darauf zu. Unglaublich – vor mir treibt der Wal im Wasser und bewegt sich kaum. Sagenhaft – ich komme noch näher heran. Jetzt sind es zwischen mir und dem Tier nur noch wenige Meter – er kommt mir gar nicht so groß vor. Er dreht sich etwas im Wasser und schlägt mit der Brustflosse auf die Oberfläche und scheint zu spielen … „aber dann ist das vor mir nur das Kalb“, schießt es mir durch den Kopf. Wo ist dann die Mutter? Deren Schwanzflosse hatten wir ja vom Boot aus gesehen …. Ich schaue nach unten. Ein riesiger, schwarzer Schatten steht ca. 4 Meter unter dem Kalb. Mein Herz setzt kurz aus und beginnt dann zu rasen – tief durchatmen und die Nerven bewahren … ok …  DAS ist dann wohl die Walkuh. So ist das also, die Mutter passt aus sicherer Entfernung aus der Tiefe auf,  was der Junior oben so alles treibt.  Die Situation ist atemberaubend. Im warmen Wasser der Lagune treibend,fesselt mich der Anblick.

Ich bin vom Treffen auf die Wale fasziniert. Inzwischen kommen auch die anderen Schnorchler näher heran und bilden einen Halbkreis um den kleinen, spielenden Wal, mit so viel Freiraum, dass er jederzeit davon schwimmen könnte, sollten ihm die menschlichen Zuschauer auf die Nerven gehen… Die Mutter unten im tiefen Blau bewegt sich nicht, aber jedem von uns ist klar, sollte sie mit der Situation „oben“ nicht einverstanden sein, würde sie sich samt Kalb sofort von uns entfernen, oder sich Respekt verschaffen. Das Jungtier scheint seinen Spaß zu haben, es dreht sich noch einmal um die eigene Achse, schlägt mit der Flosse aufs Wasser und schwimmt dann ganz langsam an uns vorbei Richtung offenes  Meer. Der dunkle Schatten unter uns bewegt sich kaum, fast scheint es, als würde die Mutter hinter ihrem Kalb hertreiben. Dann sind die beiden im Meer verschwunden. Wir blicken nur noch ins tiefe Blau.
Zurück an Bord unseres Schiffes sagt kaum jemand ein Wort. Alle stehen wir noch unter dem bewegenden Eindruck des Zusammentreffens mit den beiden Meerssäugern. Jeder von uns hat ein breites Grinsen im Gesicht. Wer hätte das gedacht … ein solches Erlebnis ist ein Geschenk der Natur, das es vielleicht nur einmal im Leben gibt, und das uns nun keiner mehr nehmen kann.

Die Buckelwal-Reise, die diesem Reisebericht zugrunde liegt, finden Sie hier: https://www.pacific-travel-house.com/moorea-buckelwale-schwimmen_l7t31r234.html

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