Nachdem wir Ihnen kürzlich 10 endemische Tierarten der Südsee vorgestellt haben, möchten wir Ihnen heute einen kleinen Eindruck von der – im wahrsten Sinne des Wortes! – einzigartigen Pflanzenwelt Ozeaniens vermitteln. Insbesondere Australien hat aufgrund seiner geologischen Entstehungsgeschichte eine außergewöhnlich große, endemische Artenvielfalt zu bieten. Und Tahiti widmet seiner heimischen Flora sogar ein eigenes Museum.
Egal, wo Sie sich in der Südsee aufhalten, überall gibt es wahre Schätze der Natur zu bestaunen. Viele Pflanzenarten kommen nur in ganz bestimmte Regionen vor und sind häufig durch den Anbau nichtheimischer Nutzpflanzen vom Aussterben bedroht. Auch Waldrodungen und von Menschen eingeführte Haustiere sind der endemischen Pflanzenwelt großer Feind. Dennoch, viele Arten in Regenwäldern, Buschlandschaften und Palmenwäldern haben sich bis heute durchgesetzt. Ein Grund mehr, sie zu bewundern.
Neukaledonien
Die Inselgruppe um Grande Terre ist seit etwa 100 Millionen Jahren isoliert, was die enorm hohe Anzahl von gut 3000 endemischen Arten erklärt, darunter allein 105 verschiedene Farne. Für Biologen ist Neukaledonien ein wahrer Schatz, aber auch der normale Besucher wird fasziniert sein von einigen der botanischen Juwelen.
- Parasitäre Konifere
Die Parasitaxus Usta, wie sie genau heißt, ist vermutlich die ungewöhnlichste Konifere der Pflanzenwelt. Zu finden ist sie nur in dicht bewaldeten Gebieten Neukaledoniens. Optisch einem Strauch oder kleinem Baum ähnelnd hat diese Konifere keine eigenen Wurzeln. Sie „dockt“ an den freiliegenden Wurzeln oder dem Stamm ihres Wirtes an und ist über die lebensnotwendigen Wasserleitungsbahnen mit ihm verbunden.
- Weinende Bäume
Der Name dieser Harzeiben, Dacrydium, leitet sich von dem griechischen Wort für Träne, dakryon, ab. Er meint die Harztropfen, die am Stamm des bis zu vier Meter hohen Baumes austreten. Diese zur Gruppe der Koniferen gehörende Art zählt zu den seltensten Bäumen weltweit. Sie wachsen an Seeufern und Fließgewässern im Südosten von Grand Terre.
- Araukarien
13 von 19 existierenden Arten dieses Baumes sind in Neukaledonien beheimatet, darunter die Araucaria luxurians, die wie Nadeln in die Luft ragt. Einige von ihnen wachsen zum Beispiel in der Schildkrötenbucht unmittelbar am Strand.
Tahiti
Auch Tahiti kann mit eigenen Schätzen der Natur aufwarten, die entsprechend gewürdigt und geschützt werden. Das Museum of Tahiti and its Islands hat extra einen Park angelegt, um das Augenmerk auf einige der endemischen, jedoch oftmals bedrohten Arten zu lenken. Viele der Pflanzen hatten eine große Bedeutung für die polynesischen Vorfahren.
- Palme der Marquesas
Diese Palme mit dünnem, glatten Stamm und ausladendem Blattwerk ist in der freien Natur vom Aussterben bedroht. Zu sehen ist sie im Museum of Tahiti and its Islands.
- Brotfruchtbaum Auti
Der Brotfruchtbaum wurde hierzulande durch die Meuterei auf der Bounty berühmt. Captain Bligh hatte den Auftrag, Stecklinge des Baumes von Tahiti zu den Westindischen Inseln zu bringen. Die Brotfrucht sollte als billiges Nahrungsmittel für die dort arbeitenden Sklaven dienen. Tatsächlich werden die bis zu zwei Kilo schweren Früchte noch heute als Grundnahrungsmittel genutzt.
- Kava
Der bis zu drei Meter hohe, grünblättrige Strauch ist mit dem Schwarzen Pfeffer verwandt. Sämtliche Teile davon werden in der polynesischen Kultur als Medizin sowie als Genussmittel eingesetzt. Ursprünglich war der Kava nur Männern vorbehalten. In touristischen Gebieten wird der Rauschpeffer, wie er auch genannt wird, heute auch Frauen angeboten. Die Wirkung wird als entspannend und lockernd beschrieben, ähnliche einem „Feierabendbier“.
Australien
Auf dem fünften Kontinent konnten sich wegen seiner Abgelegenheit ungestört jede Menge eigene, endemische Arten entwickeln. Forscher gehen davon aus, dass ungefähr 90 Prozent der ansässigen Tier- und Pflanzenarten nur hier vorkommen. Die Vegetation Australiens besteht dabei zu einem großen Teil aus vielen einzigartigen Eukalyptus- und Akazienarten. Aber es gibt auch andere, heimische Pflanzenfamilien.
- Grasbäume
Es gibt 28 Arten der immergrünen Grasbäume und sie kommen nur in Australien vor. Sie werden bis zu 600 Jahre alt und etwa zwei bis sechs Meter hoch. Mit ihrem dicken Stamm und dem „Grasbüschel“ als Krone haben sie ein sehr eigenartiges Aussehen. Eine Besonderheit ist ihre Widerstandskraft gegen Buschbrände, die sie fast unversehrt überstehen können.
- Wollemi-Kiefer
Ihren Ursprung hat die imposante Wollemi-Kiefer vor ca. 200 Millionen Jahren, als Australien, Neuseeland und die Antarktis noch als Kontinent Gondwana verbunden waren. Diese spezielle Kiefernart galt lange Zeit als ausgestorben. Erst in den 90er Jahren wurden zufällig einige Exemplare im australischen Busch entdeckt. Heute gibt es vermutlich um die 100 Wollemi-Kiefern, die ausschließlich in den Schluchten des Regenwaldes der Greater Blue Mountains wachsen.
Neuseeland
Ebenfalls aus dem Superkontinent Gondwana hervorgegangen, hat auch Neuseeland eine einzigartige Flora aufzuweisen. Zwei besonders hübsche und auffällige Vertreter sind über die Ländergrenzen hinweg beliebt.
- Südinsel-Eisenholz
Im Dezember und Januar leuchtet der um die 15 Meter hohe, immergrüne Baum in leuchtendem Rot, manche Exemplare blühen sogar bis in den März hinein. Die Blüten werden vor allem von Honigbienen und dem in Neuseeland endemischen kleinen Vogel Tui aufgesucht.
- Nikau-Palme
Diese Palmenart fällt vor allem durch ihre bis zu 2,5 Meter langen Blätter auf, die auf der Krone des etwa 15 Meter hohen Stammes wachsen. Das Volk der Maori nutzte die Palmwedel zum Decken ihrer Häuser. Die Nikau-Palme trägt zwar Früchte, diese werden aber nur von Vögeln gefressen, wie der heimischen Maori-Fruchttaube.
Fotos: Yanchep NP/BoundaryRider; Araukarie/ my LifeShow; Kava / Forest & Kim Starr; Grasbaum/Rud Glazn; Graham Rabbitts / Südinsel-Eisenholz; alle via Wikipedia