Bäh, Vegemite! Das essen nur die Australier…

Es gibt Dinge, die eine Kultur prägen. Lederhosen und Dirndl beispielsweise. Oder Pizza. Oder eben: Vegemite. Kaum ein anderes Lebensmittel steht so sehr für den Australian Way of Life wie der malzige Brotaufstrich auf Hefebasis. Wenn man den Statistiken glauben darf, haben 4 von 5 Australiern Vegemite in ihrer Küche – und sie lieben es. Der Rest der Welt lehnt nach dem ersten Bissen meist dankend ab. Warum eigentlich?


Vielleicht liegt es am Aussehen: Die dunkelbraune, zähe Masse erinnert ein wenig an Lederfett und sieht, anders als die cremige Erdnussbutter der US Amerikaner – eben nicht allzu appetitlich aus.  Möglicherweise liegt es auch am gewöhnungsbedürftigen Geschmack: Der ist salzig, malzig und erinnert stark an Bierhefe.

Kein Wunder: Vegemite besteht aus Hefeextrakt vermischt mit Proteinen und Salz. Ganze 8% beträgt der Salzgehalt des Brotaufstrichs. Dazu kommen jede Menge B-Vitamine, unter anderem das wichtige Vitamin B12, das in vegetarischen Lebensmitteln fast gar nicht vorhanden ist. Ganz ungesund ist Vegemite daher nicht, besonders Veganer könnten von dem Aufstrich profitieren. Dann wiederum würden es auch ein paar Bierhefetabletten tun…

Doch den Australiern ist ihr Vegemite heilig. Down Under hat das kultige Vegemite fast schon den Status eines Nationalgerichtes – dabei ist der Brotaufstrich streng genommen gar kein Gericht, sondern ein Industrieprodukt.

Die Geschichte von Vegemite

Erfunden wurde Vegemite bereits in den 1920er Jahren, doch sein Siegeszug als „Taste of Australia“ begann erst im zweiten Weltkrieg, als Vegemite zur Grundausrüstung australischer Soldaten gehörte. Als nahrhaftes Nahrungsergänzungsmittel sollte es die Versorgung der Truppen sicher stellen und fand schließlich, genau wie billiger Ersatzkaffee und Margarine den Weg in die australischen Haushalte. Seither ist Vegemite aus der australischen Küche nicht mehr wegzudenken.

Für viele Australier ist Vegemite ein zentraler Bestandteil ihres Frühstücks – und ihrer Kultur. So wie Amerikaner mit Peanutbutter and Jelly oder Deutsche mit ihrem heißgeliebten Nutellabrot groß werden, so wachsen Australier mit Vegemitetoast auf.

Tatsächlich verströmt Vegemite etwas Ursprüngliches und Nostalgisches: Es ist schlicht, einfach und so etwas wie ein Jedermann’s Gericht. Damit spiegelt Vegemite wie kaum ein anderes Lebensmittel die australische Kultur ziemlich präzise wider.
Kaum zu glauben, dass so ein urtypisch australisches Lebensmittel bis vor kurzem fast ausschließlich in der Hand von ausländischen Firmen war. Verschiedene internationale Konzerne besaßen die Marke, darunter die Amerikanische Kraft-Food-Kette und der europäische Konzern Mondelez, dem auch Milka und Cadbury gehört. Doch nun ist Vegemite wieder in australischen Händen, genauer gesagt im Besitz des Milchkonzerns Beta. Die Rezeptur ändert sich dadurch freilich nicht – nur zweimal in der Geschichte von Vegemite wurde Hand an das geheiligte Rezept gelegt: Einmal um den Salzgehalt von 10% auf 8% zu senken und ein weiteres Mal, um das wertvolle B-Vitamin B12 hinzuzufügen.

Die Zukunft von Vegemite scheint also gesichert und ganz Australien atmet auf.


Fotos: Vegemite im Supermarkt by Maksym Kozlenko CC BY-SA 4.0, Toast by Tristan B CC BY-SA 3.0; beide via Wikimedia Commons.

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