Wer ist eigentlich…Jonah Lomu?

Er war ein Ausnahmesportler mit einem schweren Schicksal. Der neuseeländische Rugbyspieler Jonah Lomu gilt bis heute in seiner Wahlheimat Neuseeland als Ikone. Geboren in ärmlichen Verhältnissen wuchs Jonah in seinen ersten sechs Lebensjahren bei Verwandten auf der Südsee-Insel Tonga auf. Erst im Alter von sechs Jahren konnten seine Eltern ihn wieder zu sich nach Neuseeland holen, doch die finanzielle Situation der Familie blieb schwierig. Vielleicht ist es seiner entbehrungsreichen Kindheit geschuldet, dass Jonah Lomu als Jugendlicher einen großen Ehrgeiz entwickelte: Er wollte Rugbyspieler werden!


Rugby ist in Neuseeland, wie in fast allen Ländern des britischen Commonwealth, der Nationalsport schlechthin. Etwa 520 Rugby Vereine gibt es in Neuseeland – mit Tausenden Mitgliedern. Die Neuseeländische Nationalmannschaft, die All Blacks, sind die erfolgreichste und berühmteste Rugby-Mannschaft der Welt – dort aufgenommen zu werden ist das heimliche Ziel fast jedes jungen Rugbyspielers.
Schon während seiner Schullaufbahn Ende der 1980er Jahre spielte Lomu in verschiedenen Teams. Als er das Wesley College in Paerata besuchte, wurde ein Trainer der Manukau Rugby Union auf den jungen Spieler aufmerksam und lud ihn zu einem Probetraining ein. Jonah Lomu beeindruckte auf dem Platz und wurde prompt in die neuseeländische U-17 Nationalmannschaft aufgenommen.

Jonah Lomu spielte Rugby – und das mit einer Leidenschaft, die selbst seine Trainer verblüffte. Sie holten das Ausnahmetalent in die reguläre Nationalmannschaft und stellten ihn 1994 beim Hong-Kong-Sevens Turnier auf. Damit war der damals 19-jährige Lomu das jüngste Teammitglied, das jemals für die All Blacks auf dem Platz stand. Sein Talent: Schnelligkeit. Trotz etwa 125 kg Körpergewicht sprintete der knapp zwei Meter große Lomu hundert Meter in 10,8 Sekunden und war damit schneller als jeder Gegner.

Viele Teams rund um den Globus wollten den Top-Spieler Lomu abwerben, unter anderem die National Football League der USA. Jonah Lomu lehnte alle Angebote ab und blieb den All Blacks und damit seinem Heimatland treu. Der charismatische Sportler wurde damit nicht nur zum ersten Superstar der Rugby Union, er war auch ein Aushängeschild für den Staat Neuseeland und Vorbild für viele unterprivilegierte Jugendliche, die sich in ihm wiedererkannten. In seiner Zeit als Rugbyprofi spielte er ganze 63 Mal für die All Blacks und erzielte 185 Punkte – ein Rekord!

1994 wurde bekannt, dass Jonah Lomu am sogenannten Nephrotischen Syndrom leidet, ein äußerst seltenes Nierenleiden, das zu Bluthochdruck, Anämie und Niereninsuffizienz führen kann. Aufgrund seiner Krankheit büßte Lomu nach und nach seine Leistung ein und musste immer öfter aus gesundheitlichen Gründen ausgewechselt werden. 2001 wurde er daher vom Stammspieler zum Auswechselspieler – ein Wechsel, der nicht nur seinen Trainern, sondern auch der Mannschaft schwer fiel. Das letzte Spiel für die All Blacks absolvierte Jonah Lomu 2002 gegen Wales – dann beendete er seine Karriere als Profisportler.

2004 unterzog sich Lomu einer Nierentransplantation und hoffte, danach wieder in den Profisport zurückkehren zu können. Tatsächlich absolvierte Lomu nach seiner Genesung einige Spiele für verschiedene Teams, konnte jedoch nie an vergangene Erfolge anknüpfen und musste seinen Traum, an der Rugby Weltmeisterschaft 2007 in Frankreich teilzunehmen, schließlich begraben.

Einige Jahre nach seiner Nierentransplantation verschlechterte sich Lomus Gesundheitszustand jedoch erneut. Sein Körper zeigte Abstoßungsreaktionen gegen das fremde Organ und so musste der Sportler erneut die kräftezehrenden Dialysen über sich ergehen lassen. Obwohl er durch seine lange Krankheit geschwächt war, kehrte Jonah Lomu der Öffentlichkeit nie ganz den Rücken. Noch 2015 drehte er einen Dokumentarfilm über seine erste Weltmeisterschaft von 1995 und begleitete die All Blacks auch zur Weltmeisterschaft in England. Dort jedoch verschlechterte sich sein Zustand rapide, sodass er am 17. November 2015 nach Neuseeland zurückkehrte, wo er in den frühen Morgenstunden des 18. November in seinem Haus in Auckland verstarb. Er hinterließ zwei Söhne und seine Ehefrau. Bis heute wird Lomu heiß verehrt und ist eines der größten Idole seines Landes.


Fotos: Lomu by Fabián Gastiarena & Lomu auf dem Feld by Russell J Watkins, beide Bilder CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons.

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