Das Yowie, der Yeti Australiens

Seit vielen Jahrhunderten erzählen sich Menschen auf allen Kontinenten Geschichten von sagenhaften Wesen, halb Mensch – halb Tier, die durch die Wälder und Steppen streifen und sich auch in die Nähe von menschlichen Behausungen wagen sollen. Ein Wesen taucht in den Legenden immer wieder auf: Die sogenannten Affenmenschen.

In Nordamerika erzählt man sich Geschichten über den Bigfoot (oder Sasquatch, wie ihn die amerikanischen Ureinwohner nennen), der gerne einmal Wanderer erschreckt, ansonsten aber ein scheuer Zeitgenosse zu sein scheint. In Zentralasien und im Himalaya-Gebirge kennt man den Yeti; selbst erfahrene Bergsteiger wie Reinhold Messner wollen den weiß behaarten Schneemenschen schon gesichtet haben. In Vietnam existieren Berichte über den sogenannten Nguoi Rung, den Wilden Menschen, der in Wäldern haust und angeblich das Feuer beherrschen soll.

Die Aborigines Australiens hingegen, kennen seit vielen hundert Jahren Überlieferungen über ein riesiges, menschenähnliches Wesen, das jedoch am ganzen Körper behaart ist und ein Gesicht wie ein Affe hat. Dieses Wesen soll über zwei Meter groß sein und sich auf zwei Beinen mit riesigen Füßen fortbewegen. Sie nennen dieses Wesen Yowie, was so viel bedeutet wie „haariger Mensch“.

Die Legende vom wilden Menschen

Vor allem die Aborigines des Kuku Yalanji Stammes aus Queensland glauben fest an die Existenz des Yowie, oder zumindest daran, dass einst eins solches Wesen in Australien existiert hat. Sie geben an, jahrhundertelang in friedlicher Koexistenz mit dem geheimnisvollen Affenmenschen gelebt zu haben. Im kollektiven Gedächtnis der Aborigines, das durch exakte mündliche Überlieferung die Geschichte ihres Volkes detailliert widerspiegelt, ist die Existenz des Yowie seit jeher unbestritten. Die Kuku Yalanji sagen, sie hätten sogar jede einzelne Begegnung mit den mysteriösen Wesen in ihrem kollektiven Stammesgedächtnis gespeichert und sie sind überzeugt, dass der Yowie real ist.

Eine Legende der Aborigines besagt, dass vor etwa 50.000 Jahren, als die ersten Menschen Australien erreichten, riesige affenähnliche Wesen auf dem Kontinent lebten. Sie wurden als Mischung zwischen Affe und Mensch beschrieben und auch als äußerst aggressiv. Die frühen Aborigines kämpften mit diesen Wesen und bezwangen sie schließlich. Doch einige der Affenmenschen überlebten und verbargen sich seither in den dichten, undurchdringlichen Wäldern Australiens, wo sie angeblich bis heute leben.

Yowie-Statue in Queensland

Mit der Eroberung des australischen Kontinentes durch die Engländer und die Besiedlung durch Weiße, kam die Legende von den wilden Wesen auch nach Europa. Einige der frühen Entdecker und Siedler berichteten, dass die Aborigines sie gewarnt hätten, sich in den Wäldern aufzuhalten, denn dort lebe der gefährliche Yowie. Wieder andere behaupteten sogar, ein riesiges menschenähnliches Wesen mit eigenen Augen gesehen zu haben und berichteten davon, das das Wesen sie aus dem Schutz der Bäume beobachtet habe.

Ein besonders detaillierter Bericht stammt von einer Gruppe Soldaten aus dem Jahr 1789. Sie waren auf der Jagd und hatten gerade einige Wallabies erlegt, als ein gigantisches Tier, das Ähnlichkeit mit einem Affen hatte, sie aus der Ferne anstarrte. Die Soldaten beschrieben das Wesen als beinahe drei Meter hoch, mit ausgeprägten Gesichtszügen, die an die eines Affen erinnerten.

Und bis heute reißen Berichte über angebliche Sichtungen des Yowie nicht ab. 1979 fand ein australisches Ehepaar die Überreste eines toten Kängurus im Wald bei Sydney und sie entdeckten auch das Tier, das es gerissen hatte: Das fassungslose Ehepaar beschrieb der Polizei später ein fast drei Meter großes affenähnliches Wesen, das reglos auf zwei Beinen stand und sie aus einiger Entfernung heraus anstarrte.

Ein Erklärungsversuch der Kryptozoologie

Obwohl die meisten Australier den Yowie als bloßes Fabelwesen sehen und Berichte über Sichtungen ins Reich der Legenden verbannen, gibt es noch heute viele, die fest an die Existenz des riesigen Affenmenschen glauben. Einige Kryptozoologen, also Hobbyforscher, die versuchen, Erklärungen und Beweise für die Existenz solcher Wesen zu finden, sind davon überzeugt, dass der Yowie zu einer noch unentdeckten Spezies von Frühmenschen gehört, ähnlich dem Neanderthaler.

Andere glauben, dass der Yowie, sowie die anderen „Affenmenschen“ wie der Bigfoot und der Yeti, Abkömmlinge des eigentlich als ausgestorben geltenden Gigantopithecus sind. Der größte Menschenaffe aller Zeiten lebte tatsächlich – vor mehr als 100.000 Jahren. Von dieser ausgestorbenen Spezies sind nur wenige Knochen- und Zahnfragmente erhalten, doch sie legen nahe, dass der Gigantopithecus bis zu drei Meter groß gewesen sein muss, und große Ähnlichkeit mit heute lebenden Orang Utans und Gorillas gehabt hat. Klingt ganz nach einem Yowie, nicht wahr? Haben einzelne Exemplare des Gigantopithecus also über mehr als hunderttausend Jahre unentdeckt in der Wildnis überlebt?

Wahrscheinlicher ist, dass die Sichtungen des angeblichen Affenmenschen auf ein Übermaß an Phantasie und pure Einbildung zurück zu führen ist. Aber wer weiß? Womöglich ist ja doch etwas dran, an der Legende des australischen Yowie…


Fotos: Yowie by Somersetpedia.paul CC BY-SA 3.0 via Wikipedia

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