Der Royal Flying Doctor Service in Australien

Der australische Kontinent umfasst eine Fläche von knapp 7,7 Millionen Quadratkilometern – davon ist nur ein Bruchteil dicht besiedelt, der Rest, nämlich knapp 7,1 Millionen Quadratkilometer ist das dünn besiedelte Outback, in dem neben einigen Farmern und Mienenarbeitern vorwiegend Aborigines leben. Das Leben im Outback war immer schon hart, denn die Hitze, die extreme Trockenheit und die Gefahren der Wüste, zusammen mit den riesigen Entfernungen zur nächsten Siedlung machten das Leben für die Menschen des Outbacks zu einer Herausforderung, besonders vor der Einführung des Royal Flying Doctor Service of Australia.

Bevor es die sogenannten fliegenden Ärzte gab, war eine flächendeckende medizinische Versorgung im dünn besiedelten Hinterland von Australien daher praktisch nicht vorhanden: Nur zwei Ärzte waren vor 1912 für das gesamte australische Outback und dessen Bewohner zuständig – unvorstellbar für heutige Verhältnisse. So waren die Menschen im Busch meist auf sich selbst gestellt und konnten bei Notfällen kaum auf Hilfe hoffen. Selbst kleinste Verletzungen oder vermeintlich harmlose Krankheiten wie eine Wundinfektion oder ein entzündeter Blinddarm konnten so schnell tödlich enden, weil notwendige Medikamente fehlten, oder der Arzt nicht rechtzeitig kommen konnte.

RFDS Notlandebahn im Outback

Immer wieder wurden daher Rufe laut, die Gesundheitsversorgung in den dünn besiedelten ländlichen Gebieten des Landes zu verbessern. 1912 war es schließlich soweit: Das Gesundheitssystem im australischen Outback wurde grundlegend verändert. Die Initiative dazu ging zurück auf den Pfarrer John Flynn, der unermüdlich Spenden im ganzen Land sammelte um damit mehrere einfache Buschkrankenhäuser an strategisch wichtigen Orten zu errichten. Um diese mit Medikamenten und Geräten auszustatten, beschaffte er ein Flugzeug, das auch Patienten in die Krankenhäuser fliegen konnte. Mit Funkgeräten hielten die einzelnen Buschkrankenhäuser, Ärzte und Piloten untereinander Kontakt. 1955 wurde dieser sogenannte Aerial Medical Service in Royal Flying Doctor Service of Australia umbenannt und garantiert seither die medizinische Versorgung im gesamten australischen Outback.

Der Royal Flying Doctor Service – Australiens fliegende Krankenhäuser

Den Royal Flying Doctor Service kennt in Australien jedes Kind und er genießt in der Bevölkerung höchstes Ansehen. Das ist kein Wunder, garantiert diese wichtige gemeinnützige Institution doch die ärztliche Versorgung von Millionen von Menschen. Die Flugzeuge der Royal Flying Doctors sind wahre medizinische Wunderwerke – fliegende Intensivstationen und Geburtskliniken, Arztpraxen, Apotheken und Operationssäle in Einem. Sie sind so konzipiert, dass sie auch in unwegsamem Gelände problemlos starten und landen können.

Etwa 1000 Mitarbeiter sind derzeit beim Royal Flying Doctor Service of Australia angestellt – gemeinsam decken sie zwei Drittel der Gesamtfläche Australiens ab – das sind etwa 7,1 Millionen Quadratkilometer Buschland.

Eines der 61 Flugzeuges des Royal Flying Doctor Services

Die speziell ausgerüsteten Flugzeugen gelangen dank einer ausgeklügelten Logistik selbst in die entlegensten Gebiete und sind 24 Stunden am Tag über Funk, Telefon und Internet erreichbar. Insgesamt 21 Basen mit Rettungs-Flugzeugen, Hubschraubern und Geländewägen und zudem 15 medizinische Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäuser und Sanitätsstationen umfasst der RFDS. Dazu kommt eine eigene Flotte aus insgesamt 61 Flugzeugen.

Mehr als 40.000 Patienten werden pro Jahr damit transportiert, sei es bei Notfall-Einsätzen als auch zu Krankentransporten. Auch Medikamente, Blutkonserven oder Spenderorgane werden regelmäßig durch den Royal Flying Doctor Service transportiert.

Kleinere Wehwehchen, Krankheiten und Verletzungen behandeln die fliegenden Ärzte heutzutage jedoch auch via Ferndiagnose über das Internet oder Telefon. Der Telehealth Service der Royal Flying Doctors beinhaltet medizinische Beratung durch ausgebildete Fachärzte sowie die Vor- und Nachsorge bei Krankheiten und nach Operationen.

So sind die fliegenden Notärzte für ihre Patienten im Buschland jederzeit schnell zu erreichen und sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens im Outback.
Die Kosten für den Betrieb des Royal Flying Doctors Service of Australia übernehmen übrigens nur zum Teil der australische Staat und die Krankenkassen selbst. Zu einem großen Teil finanzieren sich die fliegenden Ärzte nach wie vor über Spenden, die jedoch in Australien reichlich fließen: Privatpersonen, Unternehmen und Vereine engagieren sich von Beginn an sehr engagiert für den Erhalt des RFDS. Kein Wunder, sind die fliegenden Doktoren doch längst Teil der australischen Identität geworden!

Royal Flying Doctor Service Station im Outback

Schon gewusst?

Die Beliebtheit des RFDS geht soweit, dass es zwischen 1985 und 1993 sogar eine eigene Fernsehserie über den Royal Flying Doctors Service gab. „The Flying Doctors“ war nicht nur in Australien ein Straßenfeger, sondern zum Beispiel auch in Deutschland unter dem Titel „Die fliegenden Ärzte“. Diese TV-Serie machte die Arbeit des Royal Flying Doctor Service of Australia somit einem weltweiten Publikum bekannt – und das ist bis heute so geblieben. Die Fliegenden Ärzte sind eine Erfolgsstory wie es kaum eine andere gibt – und eine unverzichtbare australische Institution.

Neugierig auf mehr? Hier kann man sehen, wo sich welches Royal Flying Doctor Service Flugzeug gerade befindet – in Echtzeit und mit Start- und Landeinformationen.

Fotos: Alle via Shutterstock – all rights reserved.

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2 Kommentare

  1. hallo
    Anzahl Flugzeuge und Mitarbeiter sind oben aus einem alten Artikel genommen. der RFDS ist in der Zwischenzeit stark gewachen, vielleicht sollte Mal einer die Zahlen aktualisieren?
    ausserdem gibt es seit letztem Jahr in Europa eine neue TV-Serie wo die zweite Staffel 2023 erstmals auf den Schirm kommen soll. in der ersten Staffel der neuen Serie sind viele der Statisten übrigens Mitarbeiter des RFDS wo auf der Basis Broken Hill viele Aufnahmen entstanden und sogar das Flugzeug ist eines welches der RFDS benutzt. In den neuen Episoden sind übrigens viele echte Geschichten mit drin welche jedoch aus Diskretionsgründen etwas angepasst werden mussten.

  2. Hallo.
    Es wäre sehr schön , wenn es eine Dokumentation über die fliegenden Ärzte gäbe . Auch wäre es wunderbar die Serie neu aufzulegen.

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