Mit 60 Jahren alleine durch Australien, geht das? Geht! Mit Freunden hatte ich eine Kreuzfahrt von Hong Kong über die Philippinen, Indonesien, Papua Neuguinea und dann entlang der australischen Ostküste gebucht. Diese Tour würde aber nach drei Wochen in Sydney enden und die Freunde wollten von dort direkt wieder nach Deutschland zurückfliegen. Da ich nun schon einmal so weit angereist war, wollte ich gerne nach Beendigung der Kreuzfahrt noch weitere Highlights an der Südküste und im Roten Zentrum Australiens sehen, dann halt alleine. Ich hatte fleißig im Internet recherchiert und ein gutes Gerüst meiner dreiwöchigen Anschlusstour zusammengetragen. Um im Falle einer unerwarteten Stornierung aber nur einen Ansprechpartner zu haben, wandte ich mich an das Pacific Travel House (PTH), Frau Piskurek, in München. Alles wurde dort fachkundig beratschlagt und dann auch minutiös gebucht. Zu meinem großen Erstaunen unterbot das Reisebüro dann auch noch meinen per Internet ausfindig gemachten Gesamtpreis!
Im Februar 2018 starteten wir mit unserer Kreuzfahrt. Nur selten schlossen wir uns den organisierten Ausflügen an. Es war fast überall möglich auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Dank ans PTH, das uns riet in Papua Neuguineas Hauptstadt Port Moresby vorsichtig zu sein. Es war dann auch dort das einzige Mal, dass unserem Ausflugsbus Steine nachgeworfen wurden oder man uns nachspuckte. Im Hinterland angekommen, wurden wir freundlich winkend begrüßt und die Welt schien hier wieder einigermaßen in Ordnung.
Erster Stopp, den das Kreuzfahrschiff in Australien machte, war Cairns: Wie mir im Reisebüro schon avisiert wurde, steht es ums Great Barrier Reef schlecht und so war ich wenig traurig, dass wir vor Ort keinen einzigen Platz auf den überfüllten Schiffen bekamen (war ja auch gerade Chinesisches Neujahrsfest). Mein Tipp: Unbedingt bei der Buchung darauf achten, welchen Teil des Riffs das Boot ansteuert, es gibt scheinbar auch noch intakte Stellen! Im PTH wurde bereits auf eine Alternative hingewiesen, nämlich die reizvolle Zugfahrt hinauf nach Kuranda und zurück mit einer 6 Kilometer langen Gondelbahn hoch über den Baumkronen des Regenwalds. Atemberaubend und weitaus kühler als auf dem Meer!
Ein nächster Halt wurde in Townsville gemacht. Ein netter, eher selten angefahrener Ort, der aber ein hervorragendes Aquarium besitzt. Für mich ein kleines Trostpflaster, hatte doch der Ausflug ans Barrier Reef nicht geklappt. Dass man an vielen Teilen der Ostküste im Sommer wegen der Quallen nicht im offenen Meer badet, war eine traurige Erfahrung. Gott sei Dank gibt es künstliche, aber ständig mit gefiltertem Meerwasser durchflutete Schwimmbecken.
Brisbane durchstreiften wir auf eigene Faust. Hatten uns mit den schnellen Booten auf dem Brisbane River vom Cruiseterminal ins Zentrum fahren lassen. Sandstrand an einem Süßwasserfluss und das in unmittelbarer Zentrumsnähe war ein Badeerlebnis der besonderen Art (Badesachen nicht vergessen!). Und alles sauber, sicher und kostenlos.
Mit einem Kreuzfahrschiff bei aufgehender Sonne in Sydney einzufahren war sicher der Höhepunkt der Ostküste. Majestätisch lag die Oper zu unserer Linken, so früh morgens noch ohne Menschenmassen und auch die Kletterer der Harbour Bridge waren noch nicht unterwegs. Atemberaubend so langsam unter der Brücke hindurchzugleiten. Es lohnt sich, früh aufzustehen.
Erst bei einem Spaziergang um die berühmte Oper herum erfuhr ich, dass das immer saubere und glänzende Dach durch Millionen kleiner, weißer Kacheln gewährleistet wird. Alle weiteren Insider Informationen holten wir uns bei den kompetenten Guides der „I AM FREE“ Touren, die von engagierten Studenten täglich morgens fürs Zentrum und abends für „The Rocks“ angeboten werden. Kostenlos (Trinkgeld erbeten!) und ohne Voranmeldung, einfach rechtzeitig am Treffpunkt sein!!!
Unbedingt zu Beginn eines Besuchs von Sydney die „Opal-Card“ für den öffentlichen Nahverkehr besorgen. Man kommt gut, sicher und preiswert überall hin. So war die herrliche Wanderung vom Bondi Beach entlang der Küste einfach zu schaffen, fuhren doch überall Busse.
Ab Sydney war ich dann auf mich alleine gestellt. Automieten und Linksverkehr? Ausgeschlossen!! Aber es gibt in Australien eine wunderbare Alternative: In jedem Staat verkehren die verschiedensten Kleinbusunternehmen. So hatte mir PTH von Sydney über Canberra nach Melbourne bei „bunyiptours“ eine wunderbare Fahrt gebucht. Fernab der langweiligen Autobahnen, durchs Hinterland auf ruhigen Nebenstraßen, mit Farmhaus-Übernachtung in einer Gruppe bestehend aus einem schottischen Pärchen meines Alters und einer jungen Ulmerin. Der Driver-Guide machte seine Sache als zuverlässiger, pünktlicher und guter Fahrer kombiniert mit einem breiten Wissen alle Ehre. Wir blieben oft stehen, machten kleine Besichtigungen oder Wanderungen und sogar für einen Echidna (igelähnliches, eierlegendes Säugetier) durften wir am Straßenrand aussteigen. Zeit für Fotos war immer.
Ausgesprochen spannend war für mich die doch eher selten angefahrene Hauptstadt dieses riesigen Landes, Canberra. Dass ich dort auch noch einen Cousin treffen würde, der hier arbeitete und mir persönlich das extravagante Parlamentsgebäude zeigte, war etwas Besonderes. Als Insider verheimlichte er mir auch nicht, dass es seit Fertigstellung des Gebäudes ins Parlament reinregnete. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, das Dach mit Rasen zu begrünen und öffentlich zugängig zu machen, damit jeder Staatsbürger unbehelligt seinen Parlamentsabgeordneten „auf dem Kopf rumlaufen“ konnte ?!?
Da man sich nicht einigen konnte, ob Melbourne oder Sydney die Hauptstadt des neu gegründeten Staates werden sollte, hat man sich gütlich geeinigt und die Stadt Canberra, „Treffpunkt“ in der Sprache der Aborigines, auf dem Reißbrett geschaffen, die genau in der Mitte der beiden „Streithähne“ im Nirgendwo liegt. Auf der Weiterfahrt kamen wir durch kleine Goldgräber Städtchen. Besonders gut hat mir Beechworth oben im Gebirge gefallen, sehr ans Gold-Rush-Scenario in Kalifornien erinnernd.
Melbourne kann man problemlos und sicher alleine besuchen. Auch hier gibt’s wieder die „I AM FREE“ Touren! Perfekt. Wahrscheinlich hätte ich sonst nie den Weg in die öffentlich zugängige State-Library gefunden, deren Rotunde einen besonderen Eindruck bei mir hinterließ. Ein weiteres Highlight war die Auffahrt zum Eureka-Tower. Ich habe mir allerdings die Mehrkosten für einen Glaswürfel hoch oben auf dem Tower gespart. Dieser Glasbalkon fährt ins Freie und man sieht durch eine nur 4 cm dicke Scheibe wie im freien Flug direkt in die Tiefe. Die Aussicht war schon so spektakulär. Endlich kann ich mitreden, wenn vom imposanten Tennis-Stadion der „Australian Open“ gesprochen wird.
Auch die dreitägige Tour von Melbourne entlang der Great Ocean Road hinauf zum Grampians Nationalpark und weiter nach Adelaide hatte PTH bei „bunyiptours“ gebucht. Dem Linksverkehr schuldend, war meine Fahrtrichtung von Ost nach West perfekt, hatte ich so doch immer direkt links neben mir den grandiosen Ozean mit atemberaubenden Blicken. Bei strahlendem Sonnenschein und viel Musik reihten wir uns in die lange Schlange der Autos und Busse ein. An den „Must-Sees“ dieser Welt, wie z.B. den „Zwölf Aposteln“ ist man halt nicht mehr alleine. In den dagegen etwas abgelegenen Grampians konnte wir ausgedehnte Berg-Wanderungen unternehmen, allerhand Tiere beobachten und waren oft nur mit unserer Kleingruppe bestehend aus 9 Leuten alleine.
Die Zweitagestour auf die grandiose Kangaroo-Island von Adelaide aus durfte nicht fehlen und wurde mit „groovy grape tours“ gebucht. Diese Insel machte ihrem Namen alle Ehre. Fast hätte ich mich vor lauter freilebender Kängurus nachts nicht mehr in mein Blockhaus getraut. Und als uns dann ein „äußerst wacher“ Koala Bär im Zeitlupentempo vom Baum aus beobachtete, war das Aussie-Feeling perfekt.
Zunächst erschien es mir fast aussichtslos, dass man mich laut Voucher zu Beginn jeder neuen Tour frühmorgens an einer bestimmten Straßenkreuzung abholen würde. Dank der guten Buchung von PTH waren meine Hotels zumeist fußläufig vom Treffpunkt entfernt, was alles sehr erleichterte. Alle Zeit- und Ortspläne wurden genauestens eingehalten. Alles klappte! Auch konnten wir uns über die gemeinsam gesprochene Sprache, nämlich das Englische wunderbar unterhalten und sogar die Australier nahmen Rücksicht, Achtung: Führungen nur in Englisch!
Bei diesen beiden letzten Touren waren die Mitreisenden deutlich jünger, kamen aus Holland, der Schweiz, Canada, Taiwan und Südamerika. Zum größten Teil handelte es sich um junge Leute, die mit einem „work and travel Visum“ im Land unterwegs waren. Für mich waren die Abende am Lagerfeuer mit all den Erzählungen, was sie alles schon gesehen und erlebt hatten bereichernd und sehr erfreulich. Im Gegenzug waren die jungen Leute immer ganz Ohr, wenn ich von meinen vielen Reisen rund um die Welt berichtete. Ungläubig staunten sie, als sie erfuhren, wie wir uns früher jedes einzelne Dia (Foto) überlegten und nur mit gutem „Papier“- Kartenmaterial und ohne Navi und Smartphone eigentlich immer wieder nach Hause fanden. Das PTH hatte meinen Wunsch nach „upgrade“ der Übernachtungen gut weitergeleitet. So wurden mir 12-Bett-Schlafsaal-Übernachtungen oder schlafen im SWAG (Einmannzelt mit Isomatte und Schlafsack) erspart. Ich erfuhr aber erst bei Ankunft am Übernachtungsort, wo und wie ich untergebracht werden sollte. Gemeinsames Kochen und Aufräumen habe ich dagegen sehr genossen und bin von den staatlich angebotenen Edelstahl-Grillstationen überall im Land restlos begeistert. Kängurufleisch und gartenfrische Salate fehlten genauso wenig wie leckere Steaks oder wrapps und auch an Vegetarier wurde gedacht. Der Driver-Guide hatte einfach immer alles dabei. Preis- Leistungsverhältnis stimmte!
Den Höhepunkt der Reise hatte ich passgenau eingefügt: Der nur einmal wöchentlich von Adelaide über Alice Springs nach Darwin fahrende „Ghan“. Dieser altehrwürdige Zug im Stil Agatha Christis „Orient Express“ war das Erlebnis der besonderen Art. Rechtzeitig gebucht kann man sich diese fast zwei Tage und eine Nacht dauernde „Erfahrung“ des Outbacks unbedingt leisten. Die 350 internationalen Fahrgäste verteilten sich gut in diesem ein Kilometer langen Zug. Mehrere Einzel- und Zweibettabteile waren jeweils durch einen reizenden Speise- und Salonwagen voneinander getrennt. Während der gesamten Tour gab es Getränke, soviel man wollte und die verschiedenen Mahlzeiten liebevoll und köstlich serviert. Von der Bar aus konnte ich bei einem „Sundowner“ draußen die riesigen „Big-Red-Kängurus“ beobachten.
Besonders eindrucksvoll war der Sonnenaufgang in der Wüste. Wer wollte konnte um 5 Uhr morgens den Zug verlassen und in die stockdunkle Nacht unter den grandiosen Sternehimmel hinaustreten. Bei Kerzenschein gab es Kaffee und Biskuits. Langsam färbte sich der Himmel, bis dann ganz vorsichtig die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blitzen und das tiefrote Outback in ein warmes Licht tauchten. Ich werde so schnell nicht vergessen, wie sich in der Aluminium-Außenhaut des Zuges die Sonnenstrahlen und rote Wölkchen spiegelten.
Für mich war die Reise in Alice Springs zu Ende. Von hier aus unternahm ich eine mehrtägige Rundreise zum Ayers Rock, Entschuldigung: Natürlich Uluru. PTH hatte bei AAT Kings gebucht. Dass sich diese 3-Tages-Tour aus vielen verschiedenen Bausteinen zusammensetzte, merkte ich erst vor Ort. Der englischen Sprache gut mächtig, konnte ich meinen Weg von Bus zu Bus und Guide zu Guide finden, andere waren restlos überfordert. Würde ich so also nicht mehr machen, sondern lieber wieder mit einem Kleinunternehmen, wo man sich nach wenigen Stunden in einer Gruppe eingebettet fühlt und nicht ständig Zeit mit Warten auf ein neues Fahrzeug vergeudet.
Von allen Punkten, die ich während meiner Reise kennenlernen konnte, empfand ich das Gebiet um den Uluru am anstrengendsten. Grund: Die in der Stadt „gestrandeten“ Aborigines mit all ihren scheinbar unlösbaren Problemen machten mich sehr traurig und unsicher. Abends lieber zu Hause im Hotel Aurora bleiben und geschützt das gute Kängurufleisch genießen! Auch im Ayers Rock Resort war meine Wahl zur preiswerteren Backpackers Lodge gut. So blieb mir das unwürdige Schicksal der Einheimischen im Casino mit angeschlossenem Hotel erspart. Auch die obligaten Ausflüge zum Sonnenuntergang und –aufgang beim Uluru konnte ich mir nur durch einen Spaziergang weit weg von den Dutzenden von parkenden Bussen verschönen. Kaum zu glauben, welche Massen hier unterwegs waren. Schön dagegen war das von PTH gebuchte Abendessen unter Sternen. Auch die Wanderungen bei den Olgas, Entschuldigung: Natürlich Kata Tjuta und im Kings Canyon waren herrlich. Hierher verirrten sich weit weniger (chinesische) Touristen.
Dass es auf der Rückfahrt nach Alice Springs stundenlang wie aus Kübeln goss, hatten wir einem der in diesem Sommer sehr häufig aufgetretenen Zyklone an der Küste zu verdanken. Outback und Regen, hatte keiner erwartet, kommt auch sehr selten im Sommer vor, hatte aber auch seinen „feuchtfröhlichen“ Charme, vor allem in den „Truck-stops“ unterwegs. Hier tauschten sich die Fahrer der 54 Meter langen Road-Trains mit den Farmbesitzern aus, welche Wege nun unpassierbar würden und wo man welche Hilfe geben müsste.
Den Heimflug trat ich über Perth an. Hier wäre ein kurzer Zwischenstopp sicher noch schön gewesen, was bei mir leider zeitlich nicht mehr möglich war. Dafür nutzte ich das sehr preiswerte stop-over-Programm von Singapur Airlines.
Zwei Tage in der Weltstadt Singapur waren mit den exzellenten Hop-on-hop-off-Bussen einfach zu bewältigen. Auch das Nahverkehrssystem ist billig, sicher und zuverlässig. Natürlich durfte eine Auffahrt auf das berühmte Marina Bay Sands Hotel nicht fehlen. Das Schwimmbad ist nur noch für Hotelgäste geöffnet. Alternativ sind die 20.- $ Eintritt in den Barbereich gut angelegt. Von hier aus hat man den „Swimmingpool-Blick“ und das Geld wird bei einem Drink („Singapore Sling“!) verrechnet. Abends die Lichtershow im „Garden by the Bay“ zu genießen gehörte ebenso zum Programm, wie ein letztes Schwimmen im herrlichen Meer auf der vorgelagerten, künstlich aufgeschütteten Insel Sentosa. So konnte ich den nächtlichen Direktflug nach München gut überstehen.
Braugebrannt trotz Lichtschutzfaktor 50 ging meine wunderbare Reise Anfang März zu Ende. Danke an das PTH für seine konstruktive und einwandfreie Ausarbeitung.
Danke für den wunderbaren Reisebericht. Ich fühlte mich mit den sehr persönlichen Erzählungen und Erlebnissen total mitgenommen auf einem herrlichen, sehr interessanten und abwechslungsreichen Trip. Danke auch für die vielen guten Ratschläge zur Planung und Organisation dieser oder einer ähnlichen Reise.
Danke für den kurzweiligen Reisebericht. Klingt verlockend & nachahmenswert !PTH werde ich mir merken!
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