Hawaiianische Bräuche: Luau, Lei & Co. erklärt

Natürlich, Hawaii ist seit 1959 der 50. und jüngste Staat der USA und es ist unbestreitbar, dass die Inselgruppe viel der amerikanischen Kultur und Lebensweisen angenommen hat. Dennoch: Es habt sich auch eine Vielzahl von urtümlichen Bräuchen und eine starke lokale Identität auf dem pazifischen Archipel erhalten. Für alle Hawaii-Interessierten hier nun also ein kurzer Überblick über einige der herausragenden und schönsten Bräuche und kulturellen Eigenheiten Hawaiis:

» Hula

Wer kennt den Namen dieses Tanzes nicht? Weltbekannt, aber doch von wenigen im Detail begriffen, weist dieser traditionelle hawaiianische Tanz mit seiner wechselhaften Geschichte zwar viele Parallelen zu ähnlichen polynesischen Tänzen auf, zeichnet sich allerdings ob der deutlichen Entfernung Hawaiis von anderen Inseln durch etliche Eigenheiten aus. Der Hula mag zu den inhaltvollsten Tänzen der Welt zählen, ist er doch jenseits einer rhythmischen Bewegung der Schritte zum Takt der Musik vor allem Medium des Erzählens von Geschichten mit dem Körper, was ihn zu einer ganz besonderen Art der Körperschrift macht. Und so wird er tatsächlich seit unzähligen Generationen nicht nur in festlichen und kultischen Kontexten aufgeführt, sondern stellt tatsächlich einen beweglichen Wissensspeicher hawaiianischer Kultur dar.

Keiki Hula Tänzer Hawaii

Wer heute Hawaii besucht, der wird aller Wahrscheinlichkeit nach vielfach Aufführungen sehen, die nur noch sehr wenig mit dem zu tun haben, was den Tanz lange Zeit im Kern auszeichnet hat: Mit der Ankunft von Missionaren und westlicher Kultur auf dem Archipel zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat der Tanz drastische Änderungen erfahren.

Heute wird er vor allem zu Musik auf typisch westlichen Instrumenten aufgeführt und auch die Kleiderordnung ist nicht mehr besonders scharf. Allerdings gibt es seit den 1970er Jahren einen deutlichen Trend dazu, den alten Hula, den sogenannten kahiko wiederzubeleben und zu fördern. Wer also offenen Auges auf Hawaii unterwegs ist, der sollte sich weder eine moderne Hula-Aufführung noch den traditionellen kahiko entgehen lassen.

» Luau

Essentiell ist Luau der Name für jedes ausladende Fest auf Hawaii, bei dem Hula-Performances, örtliche Spezialitäten wie Poi, Lomi Lachs, Kalua-Schwein und Haupia ebenso wie ein lebensfrohes Feiern von zentraler Bedeutung sind. Von besonderer Bedeutung während des Luaus ist die Vorbereitung des Imu, des unterirdischen Erdofens, in dem ein Großteil des Essens während des Fests zubereitet wird.

Dabei können die Luaus in ihrer konkreten Ausgestaltung von Situation zu Situation deutlich unterschiedlich sein. Gemeinsam haben sie lediglich, dass sie immer unter freiem Himmel und in großen Zelten sowie meist in Nähe zum Wasser stattfinden. Sie haben ihr Entstehen einem Erlass von König Kamehameha II zu verdanken, der im Jahre 1819 die traditionelle Trennung der Geschlechter und die Benachteiligung der Frauen für soziale Veranstaltungen per Dekret aufhob: Ab diesem Zeitpunkt durften die Männer und Frauen Hawaiis erstmals gemeinsam essen. Und so stehen noch immer Sinnlichkeit und die Euphorie über das Beisammensein im Zentrum des Lulau.

» Lei

Auch der Lei gehört zu den berühmtesten Markenzeichen Hawaiis und ist die örtliche Bezeichnung für die Halsketten aus Blütenblättern (etwa Orchideen- oder Jasminblüten), Samen, Federn, Farnen und anderen natürlichen Materialien der Insel. Beim Lei handelt es sich um einen alten Ehrenschmuck, der vormals nur hohen Würdenträgern im Rahmen von festlichen Veranstaltungen verliehen wurde. Heute wird die Verleihung des Leis deutlich laxer gehandhabt und so ist es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Brauch geworden, ihn Besuchern mit einem leichten Wangenkuss bei ihrer Ankunft anzulegen. Wer sich wirklich für Leis interessiert, der sollte an einem Workshop teilnehmen, bei dem diese ungemein hübschen Blumenaccessoires hergestellt werden und dabei etwas über die 8 traditionellen Fertigungstechniken für verschiedene Leis und die besondere Bedeutung der Farben im Lei lernen.

» Surfen

Ein wenig überraschend mag das Surfen für alle nicht gerade wassersportaffinen Hawaiiinteressierten in dieser Liste erscheinen. Tatsächlich aber ist das Surfen wie wir es heute als eine kalifornische Erfindung kennen nichts anderes als die sportliche Ausgestaltung eines alten hawaiianischen, vielleicht auch gesamtpolynesischen Rituals, das für Hawaii jedenfalls schon 1779 belegt ist und ein essentieller Teil der örtlichen Kultur der Inseln ist.

Surfen

Auf Hawaii auch heute noch gelegentlich mit dem alten Namen hee nalu bezeichnet, galt das Surfen lange Zeit als eine hohe Kunstform, die zudem eng mit dem mystisch-naturnahen Glauben der Hawaiianer verbunden war. Eine erfolgreiche Surfpartie wurde als eine Art der Zähmung und zugleich Segnung durch die Götter gesehen. Berühmtester Surfer der Insel ist Duke Kahanamoku, der ab 1900 die Surfwelt revolutionierte. In zahlreichen Surfkursen auf den Insel kann man ihm nacheifern, oder einfach nur den Profis zusehen.

» Hooponopono

Vielleicht der schönste unter allen Bräuchen dieser warmen und liebevollen Kultur ist das Hooponopono, ein altes Ritual der Versöhnung und Vergebung. Noch heute ist das Hooponopono, was etwa so viel wie ‚in Ordnung bringen’ bedeutet, ein sehr spirituelles Unterfangen, bei dem nach klar festgelegten Regeln Streitparteien zusammenkommen, um gemeinsam zu beten, zu sprechen und zu schweigen, das zudem auch als eine Form der Meditation verstanden wird. Schwer zu beschreiben, empfiehlt es sich, bei dem nächsten Hawaii Urlaub einfach an einer Hooponopono-Zeremonie unter Weisung teilzunehmen. Es mag erstaunen, wie hilfreich es sein kann!

» Der Aloha-Spirit: Ukulele, Ukeke & One hano ihu

Die Sinnlichkeit der hawaiianischen Kultur wird vielleicht in keinem anderen Moment so deutlich wie beim Hören der traditionellen Musik. Gelegenheit dazu bietet sich eigentlich rund um die Uhr, denn auf Hawaii wird zu buchstäblich jedem nur erdenklichen Anlass musiziert. Von herausragender Bedeutung sind dabei natürlich die Ukelele, die ihren Weg nach Hawaii im 19. Jahrhundert fand und schnell zum Lieblingsinstrument der letzten hawaiianischen Königin Liliuokalani avancierte.

Ukulele für Hula Musik

Traditioneller dahingegen ist die Ukeke, ein Bogeninstrument, das mit dem Mund gespielt wird vielfach taktgebend eingesetzt wird. Im direktesten Kontakt mit der Spiritualität der Insel steht die One hano ihu, eine Nasenflöte aus Bambus. Sie wird zwar hauptsächlich im Privaten gespielt, erfreut sich in jüngerer Zeit aber zunehmender Popularität auch als Begleitinstrument für Gesang und Hula. Von ihr heißt es, sie sei die direkte Ausdrucksform von Aloha, da sie mit dem Gesicht = alo, mit ha, dem göttlichen Atem, gespielt werde.


Bild: Leis CC BY 2.0 by Janine / Wikipedia

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1 Kommentar

  1. Hallo,
    Ich interessiere mich für die hawaiianische Kultur – wie für alle noch lebenden alten Kulturen. Möchte darüber erfahren, lernen.
    Wie kann ich etwas darüber auf Hawaii erfahren? Wer/Was etc kann mir zu möglichst authentischen Kontakten helfen – mit allem Respekt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Rita Liebenberg

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